Bob Dylan live in Hamburg 2025

Bob Dylan Karsten Jahnke GmbH Sony Music

Immer noch tourt Bob Dylan mit seinen Songs des „Rough And Rowdy Ways“-Albums durch Europa. Diesmal mit Halt in Hamburg.

von Gérard Otremba

Bob Dylans aktuelles Album „Rough And Rowdy Ways“ hat auch schon wieder fünf Jahre auf dem Buckel, aber immer noch prägen die Songs dieses prächtigen Alterswerks die Setlist seiner Konzerte. Jedenfalls in Europa. Während sich Bob Dylan auf der diesjährigen „Outlaw Music Festival“-Tour in den USA durch sein großes Repertoire spielte, stellte der 84-Jährige bei seinem Konzert am 22.10.2025 in der bestuhlten Hamburger Barclays Arena – dem ersten in Hamburg seit 2019 an gleicher Stelle (Sounds & Books berichtete) – wieder die „neuen“ Lieder in den Mittelpunkt. Wie schon in Frankfurt 2024 (Sounds & Books berichtete aus der Jahrhunderthalle) begleiteten ihn die beiden Gitarristen Bob Britt und Doug Lancio sowie der ewige Bassist Tony Garnier. Schlagzeuger Anton Fig ersetzte den Kollegen Jim Keltner und „I’ll Be Your Baby Tonight“ als Opener „All Along The Watchtower“.

Keine Wohnzimmeratmosphäre

Kein schlechte Idee, das bereits um 19.56 Uhr begonnene Konzert (noch zwei Minuten früher als letztes Jahr in Frankfurt) mit einem anderen „John Wesley Harding“-Song zu eröffnen, schließlich sprühte „I’ll Be Your Baby Tonight“ nur so vor Spielfreude und ansteckender Fröhlichkeit. So ansteckend, dass es sich ein Fan im vorderen Block I1 ein Tänzchen am Platz nicht nehmen ließ. Trotz des immer noch sehr gedimmten Lichts auf der Bühne, des guten Sounds und erneut dezenter Zurückhaltung der Band, ist die Barclays Arena zu weitläufig, um eine Wohnzimmeratmosphäre wie in Frankfurt aufkommen zu lassen. Bob Dylan war gut bei Stimme (kräftig und teilweise fast schon zu laut), blieb aber die ganzen 105 Minuten hinter dem Piano sitzen – vom zweimaligen Aufstehen, Haare richten, sich sortieren und zur Gitarre greifen mal abgesehen. Ganz im Gegenteil zum Frankfurt-Auftritt 2024, bei dem er immer mal wieder die sitzende Position für den Gesang verließ.

Bob Dylan zwischen Routine und experimenteller Verspieltheit

Immer noch klasse der Roll von „To Be Alone With You“ und „Watching The River Flow“, die mehr zum Storytelling neigenden „My Own Version Of You“ und „Key West (Philosopher Pirate)“, das legere vorgetragene „It Ain’t Me Babe“, das bluesige „False Prophet“, der Slowblues bei „Crossing The Rubicon“ und das erneut herausragende „Desolation Row“. Wiedererkennungssonderapplaus gab es bei „It’s All Over Now“, auch der ein und andere Harmonika-Einsatz verzückte Teile des Hamburger Publikums. Wer vor einem Jahr schon ein Konzert mit einer bis auf den Opener unveränderten Setlist mit neun Stücken vom „Rough And Rowdy Ways“-Album erlebt hat, wird nuancierte Veränderungen an einigen Songs festgestellt haben, neue Erkenntnisgewinne indes eher weniger verbuchen können.

Bob Dylan, Literaturnobelpreisträger von 2016, changierte in Hamburg zwischen Routine und experimenteller Verspieltheit am Piano. Er macht eben sein (Live-)Ding, manchmal etwas krude, manchmal auch für alteingesessene Fans überraschend. Ein kurzes „Thank you“ nach „My Own Version Of You“ kam über die Lippen der Songwriterlegende, nach 17 Songs ein unspektakulärer Abgang. Aber lohnenswert sind Dylans Auftritte immer noch.  

(Beitragsbild-Credit: Karsten Jahnke GmbH)          

COMMENTS

  • <cite class="fn">Hartmut Raddatz</cite>

    ihm sind die Zuschauer egal. Keine Begrüßung, keine Kommunikation, keinVideowand, vielleicht war es auch sein Avartar. Die alte Songs bis zur Unkenntlichkeit runtergenuschelt, die Neuen leidlich gespielt.Nur die Band war super. Aber das war alles zu erwarten. Wie man mit dem Ende der Karriere umgehen kann , zeigen Graham Nash und Paul McCartney.

  • <cite class="fn">Doris Saudrr</cite>

    Waren wir im selben Konzert???
    Bob Dylan – ohne Begrüßung vom Publikum – spulte sein Programm durch und es ist langweilig und eintönig…, mehrere Leute gehen nach einer halben Stunde…
    verständlich!
    Der Dylan lebt nur noch als Legende…, ansonsten ein Flop!

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