Blanco White: Tarifa – Albumreview

Blanco White credit Sequoia Ziff

Nochmal Spanien bei Sounds & Books: neben den Melenas veröffentlicht auch Blanco White am morgigen Freitag sein neues Album.

von Michael Thieme

Obwohl Blanco White (eigentlich Josh Edwards) aus London stammt. Aber, wer kann es ihm verdenken, er liebt nun mal Spanien und lässt das auf vielfältige Weise heraus hängen. Nicht nur durch seine Songtitel („Una noche mas“ verstehe sogar ich, JLo sei Dank. Nein, das ist keine Coverversion), sondern vor allem durch seine Arrangements sowie sein Gitarrenspiel, oft auf dem bolivianischen Charango. Ist aus Lateinamerika, schon klar. Klingt aber, wie alles bei Blanco White, in Ansätzen so derbe klischeespanisch, dass man das durchaus furchterregend finden kann. Oder, je nach Gusto, traumhaft schön. Ich entscheide mich für Letzteres, mal wieder. Das war beim Debüt auch schon so.

Der heilende Atlantik

Blanco White Tarifa Cover Nettwerk

Gestraft durch

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die beginnende Pandemie nach Veröffentlichung seines Erstlings (eine Headlinertour musste abgesagt werden, die nun folgende umfasst weitaus weniger Dates), litt White zwischenzeitlich noch an Weiterem: Eine chronische Schmerzerkrankung, von der er sich nur langsam erholte, machte ihm das Spielen zeitweise unmöglich und das Leben schwer. Schwimmen im Atlantik soll da geholfen haben, murmelt das Informationsblatt zum Album – und es gibt keinen Grund an der Heilkraft des Ozeans zu zweifeln, ganz im Gegenteil.

Blanco Whites ungetrübte Fingerfertigkeit

Seine Fingerfertigkeit scheint indes ungetrübt, die Raffinesse beim Instrumentieren seiner gefühlvollen Weisen ist unverändert hoch. Auch hier könnte man den Schönklang verächtlich abtun; ignoriert dabei jedoch, wie komplex ein so leicht wirkender und dabei zutiefst eigenständiger Sound zu erschaffen ist. Was Blanco White mit Hilfe seines Mitstreiters Pilo Adami (arbeitete bereits mit Bebel Gilberto oder Nina Miranda von Smoke City) an den Percussions vor Ort in Tarifa erschuf und mit Nathan Jenkins (aka Bullion) in London produktionstechnisch eintütete, stellt die perfekte Vertonung eines Sehnsuchtsortes dar. Seine Synthese aus melancholischem Indie-Softrock mit iberischen Meeresbrisen ist einzigartig wie inspirierend, auf Albumlänge in diesem Fall allerdings ebenso ein wenig zu gleichförmig. Eine paar überraschende musikalische Ausreißer hätten es bei all dem exzellenten Schönklang dann vielleicht doch noch sein dürfen.

„Tarifa“ von Blanco White erscheint am 29.09.2023 bei Nettwerk. (Beitragsbild von Sequoia Ziff)

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