Björk live in Hamburg 2023 – Konzertreview

Björk live Hamburg 2023 Barclays Arena by Santiago Felipe

Die isländische Musikerin Björk gastierte mit ihrer „Cornucopia“-Show am 21.11.2023 in der Hamburger Barclays Arena

Text von Gérard Otremba, Fotos von Santiago Felipe

Sie hat sich ihren Geburtstag ausgesucht, um in Hamburg zu spielen. 58 Jahre jung ist Björk am 21.11.2023 geworden. Und ließ es sich nicht nehmen, ihre „Cornucopia“-Show ausgerechnet an ihrem Ehrentag in Hamburger Barclays Arena aufzuführen. Die Besucher in der bestuhlten, aber nicht ausverkauften Halle (der hintere Bereich des Oberrangs blieb verhüllt) erlebten ein Magie verströmendes Konzert der isländischen Musikerin. „Cornucopia war immer als Welt für ‚Utopia‘ und das darauffolgende Album gedacht, dass jetzt unter dem Namen ‚Fossora‘ erschienen ist. Ich freue mich also sehr darauf, dass diese beiden Welten in diesem Herbst in Europa aufeinandertreffen“, ließ Björk im Vorfeld vernehmen.

Das Björk-Album „Utopia“ im Mittelpunkt

Die Songs ihres 2017er-Albums „Utopia“ bildeten also den

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Mittelpunkt ihres als Residency-Show im New Yorker The Shed konzipierten Auftritts und nahmen gut die Hälfte des 90 minütigen  Programms ein. Vier Stücke des nachfolgenden „Fossora“ sowie einige bis in die frühe Vergangenheit reichende wie „Venus As A Boy“ von „Debut“ und „Isobel“ von „Post“ dienten als weiterführender retrospektiver Blick auf Björks langjährige Karriere, die bereits mit der Indie-Band The Sugarcubes Ende der 80er-Jahre einen ersten Meilenstein zum Kultstatus offenbarte. In Hamburg 2023 waren indes ganz andere Töne Trumpf. Björk fuhr das große und häufig trotzdem fast minimalistisch wirkende Besteck auf.

Das Flöten-, Klarinetten- und Gesangsseptett Viibra, Manu Delago am Schlagwerk, die Harfenistin Katie Buckley sowie Multi-Instrumentalist Bergur Thorisson waren Björks Begleiter in ihrer wundersamen, utopischen musikalischen Weltvorstellung, in der alle Elemente von Mensch über Natur (Naturgeräusche betteten sich wie von selbst in den Konzertablauf) bis hin zu Technik zu einer Symbiose verschmelzen.

Die „Elfe“ Björk

Gewiss, eine eskapistische, manchmal seltsame, aber über die Maßen auch zauberhafte Welt, von Björk und ihren Mitmusikern kostümiert in  Szene gesetzt. Nicht selten denkt man dabei an Shakespeares „Sommernachtstraum“, aber schließlich sang auf der Bühne eine ausgemachte Elfe. Zu Beginn („The Gate“, „Utopia“) bleiben die Protagonisten noch hinter halbtransparenten Vorhängen verborgen, die im Verlauf des Auftritts häufiger als Projektionsfläche für die naturalistisch-mythisch-mystischen visuellen Einblendungen dienten. Björk als Fabelwesen zog ihr Programm durch und man saß auf seinem Stuhl und verfolgte staunend und gebannt der Vorführung. Im Prinzip war es relativ egal, ob nun gerade der A-capella-Song „Show Me Forgivness“, das perlende „Venus As A Boy“ oder das perkussiv-aufgedrehte „Features Creatures“ gespielt worden sind. Das Abfeiern einzelner Songs stand im Konzeptkunstwerk dieses Konzerts sowie nicht zur Debatte. Hier ging es um mehr als die Summe einzelner Komponenten.

Ein Happy-Birthday-Ständchen

Bei der „Cornucopia“-Show geht es Björk um den Erhalt des Planeten Erde. So wurde mittels einer Textbotschaft auf das Pariser Abkommen hingewiesen und auch eine ältere Ansprache Greta Tunbergs abgespielt. Doch neben den wichtigen Mitteilungen stand letztlich Björk als expressive Künstlerin im Fokus, die ihren Fans zwischen Liebreiz und Überwältigung, zwischen Kammer-Pop und Oper in Erinnerung bleiben sollte. Zu den schönsten Momenten des Konzerts gehörte sicherlich das Ende von „Tabula Rasa“, als die Viibra-Flötistinnen Björk auf der runden Mini-Bühne nahe der ersten Reihe in ihren Kreis schlossen. Und da sprach Björk erstmals zum Publikum. Ein schnelles „Danke schön“, dann Thunberg, dann die Zugaben, inklusive Bandvorstellung. Einzelne Happy-Birthday-Rufe verhallte zunächst, doch vor der gerockten letzten Zugabe „Notget“ stimmte die Band dann doch kurz ein „Happy Birthday“-Ständchen an und Björk erhielt den größten Applaus des Abends. Die Zeit davor gehörte der andächtigen Bewunderung ihrer Kunst.   

(Foto von Santiago Felipe)

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