Bill Callahan: Ytilaer – Albumreview

Bill Callahan by Hanly Banks Callahan

Schroffe, aber auch wunderschöne Songs prägen das neue, wieder einmal vortreffliche Album von Bill Callahan

„Do what you got to do“ beschwört Bill Callahan wiederholt im vierten Song „Partition“ seines neuen Albums „Ytilaer“ (Spiegelung des Wortes Reality). Callahans Auftrag, zu tun, was getan werden muss, ist es, in regelmäßigen Abständen vortreffliche Alben zu veröffentlichen. Früher unter dem Alias Smog, seit der zweiten Hälfte der Nullerjahre unter seinem eigenen Namen. Seine Alben belegen dementsprechend in den meisten Endjahreslisten vordere Plätze, ob sie nun „Apocalypse“, „Shepherd In A Sheepskin Vest“ oder „Gold Record“ heißen. Leicht hat es der amerikanische Songwriter den Hörern nie gemacht, das gilt auch für „Ytilaer“.

Träume und Realitäten

Bill Callahan Ytilaer Cover Drag City

Sein sonorer Sprechgesang ist nach wie Trumpf, seine Arrangements häufig sperrig, aber voller Ideen. Das Album beginnt mit dem frühen Vogel des Tages („First Bird“) und endet mit dem letzten Gast der Party am Abend („Last One At The Party“). Dazwischen liegen Callahans erzählte Träume und Realitäten, und irgendwo zwischen den ebenfalls besungenen Schweinen, Pferden und Planeten legt er unsere Seelen bloß („Naked Souls“). Einige der zwölf neuen Songs sind (mindestens teilweise) gewohnt spartanisch instrumentiert, in anderen lässt er seine Mitstreiter, Matt Kinsey an den Gitarren, Emmett Kelly am Bass, Sarah Ann Phillips an Orgel  und Piano, sowie Jim White am Schlagzeug, von der Leine, wie im erwähnten, fiebrigen und verstörenden „Naked Souls“. Dazu gesellen sich dann noch Trompeten und Klarinetten.

Bill Callahan erfüllt seinen Auftrag

Manche Gitarrenpickings klingen gar lieblich, wie zu Beginn von „Everyway“, manche nervös im fast surreal anmutenden, flirrenden, psychedelic-artigen Art-Folk-Rock von „Partition“. Und dann Bill Callahans hingebungsvoller und zarter Gesang im an Leonard Cohen geschulten „Lily“, einfach herrlich. „Coyotes“, der mit sechseinhalb Minuten längste Track des Albums, gehört zu den besten und für seine Verhältnisse eingängigsten Songs Callahans überhaupt. Ein im verschleppten Tempo mäandernder, im 70er-Folk-Rock verwurzelter, irgendwo zwischen Neil Young und Van Morrison changierender, wunderschöner Song. Von nicht minder huldvoller Schönheit umwoben präsentiert sich der lässige Closer „Last One At The Party“. Schroffes und Anmutiges liegen beim 1966 geborenen Songwriter eng beieinander. Und wieder einmal werden die meisten Endjahreslisten nicht ohne ein Bill-Callahan-Album auskommen können. Auftrag erfüllt.

„Ytilaer“ von Bill Callahan erscheint am 14.10.2022 bei Drag City. (Beitragsbild von Hanly Banks Callahan)       

Unterstützen Sie Sounds & Books

Auch hinter einem Online-Magazin steckt journalistische Arbeit. Diese bieten wir bei Sounds & Books nach wie vor kostenfrei an.
Um den Zustand zukünftig ebenfalls gewährleisten zu können, bitten wir unsere Leserinnen und Leser um finanzielle Unterstützung.

Wenn Sie unsere Artikel gerne lesen, würden wir uns über einen regelmäßigen Beitrag sehr freuen.

Spenden Sie direkt über PayPal oder via Überweisung.

Herzlichen Dank!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben