Berlin-Marathon 2024: Das Rennen

Der Berlin-Marathon 2024 hat alles für mich gegeben: Tolle Stimmung an der Strecke, eine schlechte Zielzeit und eine Corona-Erkrankung

von Gérard Otremba

Bis zwei Wochen vor dem Berlin-Marathon 2024 (siehe Bericht) lief die Vorbereitung bis auf zwei, drei Einheiten soweit ganz gut. Trotz erneuter Probleme mit den Schleimbeuteln an der rechten Innenferse habe ich mich im Training wieder auf ein vernünftiges Niveau gebracht. Von meinen dort gezeigten Leistungen hätte eine Zielzeit unter 3:30 mindestens gepasst, eigentlich trainierte ich sogar für den Bereich 3:15 bis 3:20. Während der zweiwöchigen Tapering-Phase muss dann aber das Vorbereitungskonstrukt doch arg ins Wanken geraten sein. Okay, der Besuch des Reeperbahn-Festivals war nicht unbedingt die beste Vorbereitung, so eine Woche vor dem Wettkampf, gehört aber zu meinem Beruf als Musikjournalist bei Sounds & Books, da gab es keine Alternative. Die Berichterstattung über diese vier intensiven Tage sowie der 25-KM-Lauf am Sonntag direkt danach führte indes zu einer rapiden Verschlechterung meiner Gesundheit.

Freiplatz beim Berlin-Marathon 2024

In der Woche vor dem Berlin-Marathon war ich zwischen Montag und Mittwoch leidlich erschöpft und halbkrank, der Corona-Test am Mittwoch war aber immerhin negativ. An dem Tag hätte ich definitiv keinen Marathon laufen können. In den verbleibenden drei Tagen vor dem Rennen ging es mir wieder besser, so dass ich mit reichlich getankten Kohlenhydraten im Körper doch ganz frohgemut an den Start der 50. Ausgabe des Berlin-Marathons ging – für mich war es die fünfte Teilnahme nach 2007, 2010, 2015 und 2017 (mit persönlicher Bestzeit) in der Hauptstadt. Die ich mir ohne Connections und einem dementsprechenden Freiplatz mittlerweile auch nicht mehr leisten wollen könnte. Nach den verletzungsbedingt schwierigen letzten eineinhalb Jahren war die Endzeit diesmal nicht ganz so wichtig für mich, aber die Trainingsleistung bestätigen und mich achtbar aus der Affäre ziehen stand dann schon auf dem Plan.

Kontrollierte Defensive

Ich wollte den Berlin-Marathon 2024 also mit einer kontrollierten Defensive beginnen, eventuell die 3:15 nicht aus dem Blick verlieren und dann mal schauen, was so passiert bei meinem mittlerweile dreizehnten Marathon. Tatsächlich begann ich bei im Schatten angenehm kühlen, in der Sonne schon wieder zu warmen Temperaturen für einen Marathon, noch etwas langsamer als vorgesehen mit einem 4:51-Schnitt, meiner Sache relativ sicher, dieses angenehme Tempo bis ins Ziel bringen zu können. Seitenstechen nach gut neun Kilometern zwangen mich jedoch, auf die Bremse zu treten. Zu diesem Zeitpunkt verirrten sich noch sehr langsam angelaufene 3:15-Pacemaker in meiner Nähe. Die verschwanden dann aber wieder dorthin, wo sie hingehörten. Als ich mich von den Seitenstechen wieder erholte, war dann auch die 3:30-Gruppe bei mir, der ich mich dann anschloss. Zurück zum Anfangstempo ging es nicht, aber eine lockere 5:00-Pace sollte doch möglich sein, dachte ich mir.

Ein langsamer Berlin-Marathon 2024

Zur Halbzeit mit 1:45:45 war dieses Ziel durchaus noch realistisch, wenige Kilometer später nicht mehr, denn auch die 3:30-Truppe musste ich ziehen lassen. Als routinierter Läufer hörte ich genau auf meinen Körper und versuchte gar nicht erst, mit der Brechstange dranzubleiben. So lief ich zum Ende hin zwar fast schon das Tempo der langsamen Longruns aus der Vorbereitung (was nun nicht der Sinn der Sache sein kann), und gab nur noch das Ankommen und das Abholen der Finisher-Medaille als Tagesziel aus. Kurz vor dem Brandenburger Tor genehmigte ich mir noch einen kleinen Schlenker, um das leicht links an der Strecke stehende Maskottchen Fridolin abzuklatschen, das sich darüber sehr gefreut hat. Im Ziel dann eine für mich nichtssagende 3:39:40 (bei einem Puls-Schnitt von 143, für dieses Tempo etwas zu hoch für meine Verhältnisse), die bis dato langsamste, jemals von mir gelaufene Marathonzeit.

Der Hamburg-Marathon 2025 ruft

Vielleicht war mein Körper noch angeschlagen von der Unpässlichkeit wenige Tage zuvor, denn schon am Montag machten sich leichte Erkältungssymptome bemerkbar, die sich am Dienstag, kaum wieder zurück in Hamburg, als Corona entpuppten. Nun hänge ich ziemlich arg in den Seilen. Noch ein paar Wort zu Berlin. Es ist immer ein großartiges Erlebnis (mit toller Stimmung), den Marathon in der Hauptstadt zu laufen. Allerdings nehmen in der Zwischenzeit (am Sonntag waren es 58 000) viel zu viele Menschen daran teil. Das Gedränge an der Strecke und an den Verpflegungsstellen war mir irgendwann einfach too much. Nun heißt es, fucking Corona auskurieren und frühestens Ende Oktober mit ganz kurzen, ganz langsamen Joggingläufchen in die Herbst/Wintersaison zu starten. Der Hamburg-Marathon mit Hamburger Meisterschaft Ende April ruft. Sofern der Körper das hergibt, möchte ich den Hamburger Sportclub dann wieder etwas schneller vertreten. Und gesunde Schleimbeutel in der Ferse sind wünschenswert. (Foto-Credits: Privat)

Kommentar schreiben