Benjamin Quaderer: Für immer die Alpen – Roman

Benjamin Quaderer Für immer die Alpen Cover Luchterhand Verlag

In seinem Romandebüt erzählt Benjamin Quaderer mit viel Fabulierlust die Geschichte eines modernen Hochstaplers

„Das Wichtigste von allem, das sage ich Ihnen im Vertrauen, ist die Geschichte, die man erzählt“, weiß Johann Kaiser zu berichten. Sein Erfinder, der in Österreich geborene und in Liechtenstein aufgewachsene Benjamin Quaderer, kann genau das, eine Geschichte erzählen. Eine sehr gute sogar. „Für immer die Alpen“ ist das literarische Debüt des 1989 in Feldkirch zur Welt gekommenen Autors, der 2016 für einen Auszug des Romans den 2. Platz beim Open Mike belegte.

Benjamin Quaderer hat eine atemberaubende Außenseitergeschichte verfasst

Benjamin Quaderer Für immer die Alpen Cover Luchterhand Verlag

Das Studium des Literarischen Schreibens in Hildesheim absolvierte Quaderer ebenfalls und mit unendlicher, teilweise überbordender Fabulierlust- und Kunst stürzt er sich in sein erstes Prosaabenteuer und erzählt eine atemberaubende Außenseitergeschichte. Johann Kaiser hat es geschafft. Finanziell voll abgesichert, aber sein Leben im Zeugenschutzprogramm fristend, schreibt der Mittfünfziger seine Autobiographie nieder, die mit der Geburt im royalistischen Liechtenstein beginnt und als Staatsfeind endet. Mithin eine abenteuerliche Biographie, die uns der Spross einer Spanierin und eines Liechtensteiners auftischt. Der als Baby nur knapp einem Erstickungsmordversuch seiner etwas älteren Zwillingsschwestern Luise und Lotte entkommt, später mit beiden in einem Heim aufwächst, nachdem die Mutter die Kinder ausgesetzt hat und verschwunden ist. Schnell entwickelt sich Johann Kaiser zu einem Hochstapler, der an einer Eliteschule in Barcelona nicht davor zurückschreckt, sich als Nachkomme einer berühmten Liechtensteiner Unternehmerfamilie auszugeben.

Ein moralisch handelnder Hochstapler als Hauptprotagonist

Ein Täuschungsmanöver, das ihn später als Erwachsener viele Jahre lang verfolgen und in eine lebensbedrohliche Situation bringen wird. Als Bankangestellter endwendet Kaiser die Daten von Steuerhinterziehern, erpresst damit den Fürsten von Liechtenstein und handelt einen Deal mit dem Bundesnachrichtendienst aus. Quaderer erfindet mit seinem Protagonisten einen durchaus moralisch handelnden Hochstapler, der aus einem nachvollziehbaren Gerechtigkeitssinn sich selbst gegenüber zu einem Gesetzesbrecher heranreift. Ein köstliches, knapp 600-seitiges Gesellschaftspanorama, das erfreulicherweise an „Schwerenöter“ von Hanns-Josef Ortheil erinnert.

Benjamin Quaderer: „Für Immer die Alpen“, Luchterhand, Hardcover, 592 Seiten, 978-3-630-87613-9, 22 Euro. (Beitragsbild: Buchcover)

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