Ben Folds: What Matters Most

Ben Folds credit Alysse Gafkjen

Ben Folds veröffentlicht sein erstes Album nach acht Jahren. In welcher Form präsentiert sich der amerikanische Songwriter auf „What Matters Most“?

von Gérard Otremba

Den Stil seines Trios Ben Folds Five beschrieb Folds mal als „Punkrock für Weicheier“. Die Konzentration auf Piano, Bass und Schlagzeug bei gleichzeitigem Verzicht auf die E-Gitarre war in den 90er-Jahren eine willkommene Abwechslung zum damals allgegenwärtigen Alternative-Rock-Grunge-Crossover. Und spätestens mit dem Meisterwerk „The Unauthorized Biography Of Reinhold Messner“ war Ben Folds mit seinem unorthodoxen Ansatz ganz oben in der ersten Songwriter-Liga angekommen. Der aus North Carolina stemmende Musiker, der autodidaktisch diverse Instrumente erlernte und als Bassist am Broadway sowie als Session-Schlagzeuger ins Nashville gearbeitet hat, knüpft auf seinem sechsten Solo-Album, dem ersten seit

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„So There“ von 2015, nahtlos an seine beste Zeit als Songwriter an.

Ben Folds hat zahlreiche Pfeile im Köcher

Ben Folds What Matters Most Cover New West Records

Schon der von Sounds & Books zum Song des Tages gekürte, hymnisch-mitreißend-euphorische Vorbote „Winslow Garden“, der in einer gerechten Welt auf jedem Radiosender rauf und runter gespielt werden und auf jedem Musik-Online-Portal ein Feature bekommen müsste, ist die Anschaffung dieses Albums wert. Bis der siebte Track des Longplayers erreicht ist, hat Ben Folds allerdings noch ein paar weitere Pfeile im Köcher. Im Auftaktsong „But Wait, There’s More“ verblüfft er zunächst mit minimalistischer Elektronik-Musik, sein Gesang setzt erst nach einer Minute ein, später noch Chöre, Bläser und volle Band, die den Opener in einen beschwingte Vorwärtsgang treiben. Und da beginnt schon die große Ben-Folds-Kunst, denn man denkt unweigerlich an den besten Paul McCartney der 70er-Jahre.

Bläser und Streicher

Im sanften „Clouds With Ellipses“ wiegt man sich anschließend in süße Träume, bevor Piano-Anschlag und Tempo in „Exhausting Lover“ wieder forciert werden und im pathetisch-kraftvollen, bläserdominierten Chorus münden. Drei grandiose Balladen folgen. „Fragile“ und „Kristine From The 7th Grade“ von Streichern umrankt und von unendlicher wie wunderschöner Traurigkeit dominiert, „Back To Anonymus“ mit gefühlvoller Mundharmonika veredelt. Der 1966 geborene Musiker arrangiert seine Songs über die Liebe und das Tragisch-Absurd-Komische des Lebens häufig auf filmische Weise und hinterlässt eine Bilderflut bei seinen Hörern. Viel Sehnsucht, viel Drama und magische Musikmomente. Jetzt schon ein Lieblingsalbum des Jahres 2023.

„What Matters Most“ von Ben Folds erscheint am 02.06.2023 bei New West Records. (Beitragsbild von Alysse Gafkjen)  

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