Belle and Sebastian live in Hamburg

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Entzückende Popmomente mit Belle and Sebastian

von Gérard Otremba

Eine Zeitreise mit zeitlos schönen Songs offerieren Belle and Sebastian bei ihrem Konzert in der Großen Freiheit. Die Zeitreise Teil eins beginnt mit der Vorgruppe Those Dancing Days, einer fünfköpfigen schwedischen Frauencombo, die sich dem keyboardlastigen New Wave-Sound der Spät-70er und Früh-80er hingibt. Erinnerungen an die frühen The Cure oder Depeche Mode werden wach, nur fröhlicher. Macht Laune, den Mädels zuzuhören.

Belle and Sebastian als gefühlte Studentenband mit zeitlosen Melodien

Mit einem Großaufgebot von zehn Musikern betreten Belle and Sebastian die Bühne und beginnen ihr Konzert mit „I Didn’t See It Coming“, dem Eröffnungssong ihrer aktuellen CD „Write About Love“, mit Sarah Martin an den Leadvocals. Zum Warmspielen. Es folgt „I’m A Cuckoo“ aus dem Jahre 2003, ein erstes Up-Tempo-Highlight, mit einem lustig vor sich her tanzenden Stuart Murdoch. Gitarren, Bass, Drums, Keyboards, Trompete und Violinen harmonieren wunderbar im Zusammenspiel. Da ist er dann auch schon, dieser wunderbare Sixties-Soul-Pop von Belle and Sebastian. Genauso beschwingt geht es mit dem Titeltrack des neuen Albums „Write About Love“ weiter. Nun ist Belle & Sebastian-Mastermind Stuart Murdoch auch schon 42 Jahre alt, und doch impliziert man beim Auftritt seiner Band immer noch eine Studentencombo, die mit zeitlos schönen Melodien die Welt entzückt.

Die Traurigkeit und Fröhlichkeit von Belle and Sebastian

Aus der Frühphase der Bandhistorie präsentieren Belle and Sebastian anschließend „Photo Jenny“, ein perlendes Kleinod von der „Lazy Line Painter Jane“-EP aus dem Jahre 1997. Der Sprung zurück in die Gegenwart gelingt Belle and Sebastian dann mit „I’m Not Living In The Real World“. Gitarrist Stevie Jackson, neben Sänger Stuart Murdoch, Keyboarder Chris Geddes und Schlagzeuger Richard Colburn, seit der Bandgründungsphase dabei, übernimmt die Leadvocals, Flöten unterstützen die anderen bereits erwähnten Instrumente, einfach herrlich. Das folgende „Piazza, New York Catcher“: ein liebevolles, leises und charmantes Folkstück, traumhaft schön. „I Want The World To Stop“ wird mit Violinen, Cello und Trompete symphonisch und hymnisch ausgebreitet, Euphorie pur. Im Gesang Sarah Martins und Stuart Murdochs steckt allerdings unglaublich viel Melancholie, und dieser scheinbare Gegensatz, Traurig- und Fröhlichkeit verpackt in einem Song, macht ja auch den Reiz von Belle and Sebastian aus. Sehr verträumt geht es mit „A Century Of Fakers“ weiter, bevor „Sukie In The Graveyard“ Stuart Murdoch und das Publikum zum Tanzen einlädt.

Ein wunderschönes Konzert mit bekannten und wiedergefundenen Songschätzen

Ein zartes, streicherlastiges „Fox In The Snow“ folgt, mit „Dog On Wheels“, noch so eine EP-Wiederentdeckung aus dem Jahre 1997, liefern Belle & Sebastian zweifellos ein Konzertglanzstück. Unnachahmlicher Schöngeistpop, Trompetenfanfaren inklusive. Ähnlich gelagert „The Wrong Girl“, wieder mit Stevie Jackson an den Leadvocals. Und weil an diesem Abend einfach „There’s Too Much Love“ herrscht, lädt sich Stuart Murdoch zum gleichnamigen Stück drei Tanzgäste aus dem Publikum auf die Bühne. Die dürfen sich zu „The Boy With The Arab Strap“, eines der besten Songs von Belle & Sebastian überhaupt, noch weiterhin auf der Bühne bewegen und mit einem entfesselten „If You Find Yourself Caught In Love“ läuten Stuart, Stevie, Sarah und der Rest der Band den Endspurt ein. Den Abschluss bilden zwei der vielen Bandklassiker, nämlich „Judy And The Dream Of Horses“ sowie „Sleep Around The Clock“. Wieder mal mit Streichern und Trompete, graziös und formvollendet. Die Zugaben bestehen aus dem ausgelassenen „The Blues Are Still Blue“ und dem „Oldie“ „You’re Just A Baby“. Belle and Sebastian bieten an diesem Abend einen großartigen Querschnitt aus ihrem 15-Jährigen musikalischen Schaffen, mit zu erwartenden Hits und einigen wiedergefundenen Schätzen. Lohnenswert.

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