Nach dem „Hadsel“-Comeback vor zwei Jahren ist nun alles eine Nummer größer. Beirut bereiten mit „A Study Of Losses“ großes intellektuelles Vergnügen.
von Werner Herpell
Ein intellektuelles Konzeptalbum, ein sehr langes noch dazu, mit Stil-Elementen aus Alter Musik und Neo-Klassik, Choral, Walzer, Mariachi, Tango, plus herausfordernde Songtitel wie „Oceanus Procellarum“, „Tuanaki Atoll“ oder „Mare Serinitatis“: Da könnte man auf eine gewisse verblasene Streberhaftigkeit des zeitweise in Berlin lebenden US-Singer-Songwriters und Multiinstrumentalisten Zach Condon aka Beirut schließen. Doch die Schönheit seiner Melodien und Lyrics macht solche Einwände schnell zunichte.
Ein klarer Beirut-Gegenentwurf zur Spotify-Ära
„A Study Of Losses“ ist zunächst mal der klare Gegenentwurf zur
Spotify-Ära: Eine Platte, die ohne catchy Intros auskommt und als Ganzes genossen werden sollte, über die gesamte Laufzeit von 58 Minuten und 2 Sekunden. Schon der instrumentale Opener lässt ahnen, dass es wieder mal sehr melancholisch zugeht in Condons Klang-Kosmos. „Disappearences And Losses“ präsentiert gleich das aktuelle Thema: Das Indie-Folkpop-Projekt Beirut orientiert sich am 2018 erschienenen Buch „Verzeichnis einiger Verluste“ der deutschen Autorin Judith Schalansky aus der alten Ostsee-Stadt Greifswald.
Deren literarische Leistung stellt der Suhrkamp-Verlag so vor: „Die Weltgeschichte ist voller Dinge, die verloren sind – mutwillig zerstört oder im Lauf der Zeit abhanden gekommen. In ihrem neuen Buch widmet sich Judith Schalansky dem, was das Verlorene hinterlässt: verhallte Echos und verwischte Spuren, Gerüchte und Legenden, Auslassungszeichen und Phantomschmerzen.“ So entsehe „ein naturgemäß unvollständiges Verzeichnis des Verschollenen und Verschwunde…