BAP: Die Top-50-Songs | SOUNDS & BOOKS

Zum 70. Geburtstag von Wolfgang Niedecken: Die Liste der Top-50-Songs von BAP

Am 30.03.2021 wird Wolfgang Niedecken 70 Jahre alt. Mit seiner Kölner Band BAP steigerte er nicht nur den Bekanntheitsgrad seiner heimatlichen Mundart, sondern prägte seit 1979 bis heute die deutsche Musiklandschaft. Grund genug, eine Liste mit 50 BAP-Songs zu erstellen. Wie so viele meines Jahrgangs habe auch ich so circa 1982/83 angefangen, diese Band zu hören. Dementsprechend wir die Liste von Songs der ersten vier Alben dominiert und mit einigen persönlichen Lieblingsstücken weiterer Platten vervollständigt. Mir ist bewußt, daß viele Fans einige ihrer Lieblingssongs eventuell vermissen werden, aber so ist nun mal mit solchen objektiv-subjektiven Listen. ich bedanke mich bei Wolfgang Niedecken und allen BAP-Mitgliedern für die vielen wunderbaren Songs und wünsche viel Vergnügen mit den

Top-50-Songs von BAP

1. Vardamp lang her

An „Verdamp lang her“ führt bei BAP kein Weg vorbei. Alles andere als die Spitzenposition in dieser Liste wäre unglaubwürdig. Bei manchen Bands ist es eben dann auch der bekannteste Song, der eine solche Liste anführen darf. Einen enormen Identifikationswert haben Wolfgang Niedecken und Co. mit „Verdamp lang her“, ihrem endgültigen nationalen Durchbruch 1981 geschaffen, als das dazugehörige Album „Für usszeschnigge!“ bis auf Platz 1 der Album-Charts kletterte. Ja, es ist lange her, aber es fühlt sich an wie gestern.

2. Do kanns zaubere

Noch immer einer der schönsten Liebeslieder der deutschen Rock-Pop-Geschichte. Verzaubert mich immer wieder seit fast 40 Jahren.

3. Nemm mich met

Aus welchen Gründen auch immer dieser Song es nicht auf das Album „Vun drinne noh drusse“ geschafft hat, auf dem grandiosen Live-Album „Bess demnähx“ entfaltet es die volle Energie. Nie waren BAP Bruce Springsteen näher.

4. Jraaduss

Eine herrliche Abschiedshymne. Und immer noch unfassbar tröstlich. Und alle im Chor. „Bliev do, wo de bess / Halt dich irjendwo fess / Un bliev su, wie de wahrs: Jhraaduss“

5. Helfe kann Dir keiner

Noch so eine großangelegte Trostballade. Schönster Song vom zweiten Album „…affjetaut…“

6. Kristallnaach

Wolfgang Niedecken besticht mit diesem bilderreichen Text, der die Kristallnacht nicht wirklich aufarbeitete, sondern vor der allseits lauernden Gefahr eines neues Zustandekommens einer solchen warnt. Ein ewiger BAP-Klassiker.

7. Alexandra, nit nur do

Einer meiner absoluten BAP-Lieblingslieder. Vielleicht wegen der Cohen-Platten, vielleicht wegen des Percussion-Spiels, vielleicht wegen Major Heusers geilem Gitarren-Solo, vielleicht wegen der Traurigkeit, die unter der Rock-Fassade steckt. Und wahrscheinlich aus allen den genannten Gründen. Einmal gehört, verband mich eine große Liebe zu „Alexandra“. Seit nunmehr 37 Jahren.

8. Frau, ich freu mich

„Un die Kasett vum Springsteen ald zom zehnte Mohl erinjedeut / Wat ahn ’ner Autobahn romantisch ess, do bleck ich noch nit hinger / Un dä Mohnd vun Wanne-Eickel ess nu wirklich nit dä Bringer.“ Das ist allerhöchste Kölsche Dichtkunst. Und sicherlich hätte sich Bruce Springsteen nie gedacht, in einem Atemzug mit dem Mond von Wanne-Eickel genannt zu werden. Von der Euphorie dieses Songs lasse ich mich jedesmal wieder anstecken.

9. Ne schöne Jrooß

Gleich im Opener von „…affjetaut…“ übernimmt Neumitglied Klaus „Major“ Heuser“ das Kommando und sorgt bei insgesamt sechs Titeln für die musikalische Ausrichtung. Viel Niedecken-Text gab es immer noch, nun aber wesentlich songdienlicher.

10. Zehnter Juni

BAP mit politischem Sendungsbewußtsein. Und es war so wichtig, die Kölner in dieser Rolle zu wissen. Gegen die Aufrüstung der NATO und viele anderen Anliegen mehr.

11. Drei Wünsch frei

Als Niedeckens BAP, wie Wolfgang Niedecken seien Band seit ein paar Jahren wieder nennt, vor drei Jahren das Konzert im Hamburger Stadtpark mit eben diesem Song eröffneten, wurde mir nach Jahren wieder klar, wie sehr ich auf diesen Song abfahre. Und die politische Richtung gegen die „Kriegsminister“ stimmte auch 1984.

12. Anna

Anna war dann wohl nicht die Richtige, aber die entspannten Percussions sowie eine gewisse Wehmut machen den Track zu einem der vielen BAP-Klassiker, an denen auch ich hänge.

13. Nöher zo mir

Von allen Platten, die nach der „Zwesche Salzjebäck un Bier“ erschienen sind, hat es mir die „Pik Sibbe“ am meisten angetan. Der Sound erinnert an Dylans „Oh Mercy“ und diese fast siebenminütige Rockballade gegen das „Fastfood für Gehirne“ und all dem damaligen „Wahnsinn“ war von Beginn an mein Lieblingslied dieses Albums.

14. Jupp

Immer noch einer der traurigsten und majestätischsten BAP-Songs.

15. Wellenreiter

Zwischen den Rock-Monolithen „Kristalnaach“ und „Zehnter Juni“ platziert, geht das ruhige „Wellenreiter“ fast etwas unter. Überzeugt aber eben mit seinem reduzierten Liedermacher-Charme.

16. Ruut-wieß-blau querjestriefte Frau

BAP im Beatles-White-Album-Modus und Niedecken mit einem seiner witzigsten Texte. Denn trotz aller politischen Relevanz vieler seiner Lieder, hat Wolfgang Niedecken häufig genug seinen humoristischen Feinsinn bewiesen.

17. Ruhe vor’m Strum

Wie sehr am Puls der Zeit Niedecken noch immer ist, zeigt diese Single des aktuellen, 2020 veröffentlichten Albums „Alles fließt“.

18. Sendeschluss

Diese wundervoll-schwermütigen Streicherklänge. Ein Song, der einem das Herz herausreißen kann.

19. Nix wie bessher

Ein nostlagisch-wehmütiger Rückblick im Rock-Sound, der mich immer wieder schwer anfasst.

20. Alles relativ

Ja, auch auf den neuen BAP-Platten gibt es richtig gute Songs. „Alles relativ“, Opener des „Lebenslänglich“-Albums (2016), ein wunderbares Beispiel. Die Nähe zu Bob Dylan so frappierend wie lange nicht mehr.

21. Wenn et Bedde sich lohne däät

Weiter geht es mit dem Abfeiern des „Vun drinne noh drusse“-Albums. Straighter Rock.

22. Waschsalon

Manchmal ist das gar nicht so einfach mit der Technik. Und beschert uns einen lustigen Rock’n’Roll-Song.

23. Bahnhofskino

Niedeckens Antwort auf Dylans „Desolation Row“. Bedrohliche Atmosphäre inklusive.

24. Denn mer sind widder wer

Und als Deutschland nach Mauerfall und Fußball-WM-Titel 1990 im Dauerrausch zu versinken drohte, warnten BAP vor zu viel Nationalstolz und Patriotismus.

25. Liebesleed

Womit ich mit diesem melancholischen, mit Flöten verzierten Lied beim Debüt-Album „Wolfgang Niedeckens BAP rockt andere Kölsche Leeder“ (1979) angekommen bin.

26. Häng de Fahn eruss

Wilder Rock’n’Roll mit Saxophonsolo. Mehr braucht es manchmal nicht, um glücklich zu sein.

27. Von mir uss Kitsch

Ach, gar nicht kitschig, einfach nur schön, Niedeckens Verknalltsein.

28. Alptraum eines Opportunisten

Ein humoristischer-nachdenklicher Blick auf die Bundesrepublik der 70er-Jahre.

29. Südstadt verzäll nix

Die Liebe zur Kölner Südstadt, thematisch immer wieder von Niedecken aufgegriffen, so auch 1981 auf „Für usszeschnigge!“. Und es klingt tatsächlich leicht die NDW durch.

30. Das große Schu-bi-du

„Kinski heißt die schöne Waldfee“. Schon im ersten Song der ersten Platte offenbart sich Niedeckens Sinn für Humor im gesellschaftlich-politischen Kontext.

31. Souvenirs

An achter Stelle auf „Aff un zo“ (2001) fast ein wenig versteckt, aber der an die Byrds erinnernde Folk-Rock perlt wunderprächtig.

32. Endlich allein

Das „Ahl Männer, aalglatt“-Album leidet insgesamt an seiner Überproduktion. Aber „Endlich allein“ fand ich schon damals (1986) herausragend.

33. Hück ess sing Band en der Stadt

Weil „Comic & Pin-Ups“ (1999) die Abschiedsvorstellung von Klaus „Major“ Heuser war, muss ein Song dieses Albums in dieser Liste einfach vertreten sein. Und mein Lieblingssong des Albums heißt „Hück ess sing Band en der Stadt“.

34. Nit für Kooche

Der „Mief von tausend Jahren“ darf natürlich ebenfalls nicht fehlen.

35. Fuhl ahm Strand

Faul am Strand liegen und über andere Menschen nachdenken. Und das Ergebnis ist dieser wundervolle Song.

36. Stollwerck-Leed

BAP wieder im Kampf- und Solidaritäts-Modus.

37. Chippendale Desch

Lange Songs gehören schlicht zur BAP-DNA. Das achtminütige „Cippendale Desch“ gehört zu den besten langen BAP-Songs.

38. Neppes, Ihrefeld und Kreuzberg

Der schonungslose Blick auf die türkischen Gastarbeiter der 70er-Jahre hat Ton, Steine Scherben und natürlich Dylan im Blut.

39. Amerika

Krieg zu Ende, Amerikaner in der Stadt. Geht unter die Haut, dieser Song. Und ebenfalls fast acht Minuten lang.

40. Et Neueste Testament

Das neue Testament nach Wolfgang Niedecken. Und natürlich bleibt einem das Lachen im Hals stecken.

41. Eins für Carmen un en Insel

Weil BAP Niedeckens Liebeslieder so großartig in Szene setzen.

42. Pardong

BAP mal mit ganz anderen, angejazzten Tönen.

43. Leev Frau Herrmanns

Und dann findet sich im Zuge der Geburtstags-Edition von „Alles fließt“ noch das erste von Niedecken je auf Kölsch geschrieben Lied. Und landet ob seiner Liedermacher-Tradition sofort in der Liste der Top-50-Songs.

44. Fortsetzung folgt

Top-Ten-Hit aus dem Jahr 1988. Ein Song vom „Da Capo“-Album sollte hier nicht fehlen.

45. Widderlich

Auch im Jahr 1993 waren BAP gesellschaftspolitisch am Puls der Zeit und mit einem mehr als deutlichen Text unterwegs.

46. Stell dir vüür

Die Wiedereinführung der Gewissensprüfung bei der Musterung im Jahr 1978 machte diesen Song möglich.

47. Ahn ’ner Leiplank

Traurig-schöner Song zu einem traurig-dramatischen Thema.

48. Halv su wild

Der Titeltrack des 2011er-Albums ist mein Lieblingssong des Albums.

49. Ens em Vertraue

Lustig hüpfender Song, in dem sich Niedecken gegen überspannte Erwartungshaltungen und Vereinnahmungsversuche wehrt.

50. Bunte Trümmer

„Verfluchs dich, weil de dich ald widder suhls enn chronischer Melancholie“. Kommt einem irgendwie bekannt vor.

+ 2 Zugaben

Sinnflut

Damit das Debütalbum vollständig (bis auf die eingekölschten Coversongs) in dieser Liste vertreten ist.

Müsli Män

Aus alter Nostalgie.

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(Beitragsbild: Wolfgang Niedecken von Tina Niedecken)

von Gérard Otremba

Jahrgang 1969. Selbständiger Journalist und als Chefredakteur verantwortlich für den Inhalt von Sounds & Books. Muss mit Sounds & Books Geld verdienen, um seine Miete bezahlen zu können. Begann seine journalistische Karriere in den 90ern für die Frankfurter Musikzeitschrift Kick’n’Roll, bevor er einige Jahre als freier Mitarbeiter für die Frankfurter Rundschau tätig war. Seit 2010 Online-Veröffentlichungen. Rezensent beim Rolling Stone-Magazin. Autor der Schriften „Die geheimen Aufzeichnungen des Buchhändlers“ sowie „Ein weiterer Tag im Leben des Buchhändlers". Großer Bewunderer der Musik von The Beatles, Bob Dylan, Bruce Springsteen, Neil Young, Van Morrison, Wilco, Nick Cave und Element Of Crime. Sympathisant des FC St. Pauli, Marathonläufer. Lebensmotto: „Rock’n’Roll Can Never Die“.

Kommentare

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14. September 2022 at 13:24

For the Dutch Kristallnaach will be lonely at the top for sure. And in a time where right wing populist politics does do well the content of the song may be even more actual than in the time it was written.

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Top-50-Songs von BAP

von Gérard Otremba

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