Musik aus Afrika wird immer erfolgreicher. Nach den Kuti-Söhnen, Wizkid und Burna Boy strebt auch die nigerianische Afrobeat-Bigband um Ade Bantu globalen Erfolg an.
von Werner Herpell
Er schaut ziemlich angesäuert vom Cover seines neuen Albums, dieser Ade Bantu, der eine 13-köpfige Afrobeat-Band unter dem eigenen Nachnamen anführt und zu den herausragenden Repräsentanten der nigerianischen, ja sogar der afrikanischen Musik zählt. Für gute Laune sieht der Sänger und Songwriter wohl nur wenig Anlass, wenn man seine Texte auf „What Is Your Breaking Point?“ zugrunde legt. Denn natürlich drehen sich „Wayo And Division“, „Ten Times Backwards“, „Africa For Sale“ oder das Titelstück „Breaking Point“ um die fragile politische Lage in Bantus Heimat, dem bevölkerungsreichsten Staat des
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krisengeschüttelten Kontinents.
Enge Verbindung von Musik und Politik
In der Musik und den Texten von Bantu – übrigens auch ein Akronym für „Brotherhood Alliance Navigating Towards Unity“ – geht es seit der Band-Gründung Ende der 90er Jahre oft um den Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, um den Kampf gegen Korruption, Fremdenfeindlichkeit und urbane Entfremdung. Wie schon bei Afrobeat-Begründer Fela Anikulapo Kuti (1938-1997), dem legendären nigerianischen Musiker und Aktivisten, lassen sich Kunst und politisches Engagement auch hier kaum voneinander trennen.
Dass die Musik auf dem neuen Bantu-Album besonders mitreißend und zugänglich klingt, erhöht die Chancen auf eine breitere Wahrnehmung dieser wichtigen Themen über die begrenzten „Weltmusik“-Expertenzirkel hinaus. Und was ist das wieder für eine lässig groovende und extrem melodische Melange aus hypnotischen Call-and-Response-Gesängen, flirrendem Afrobeat, hartem Funk, weichem Soul und regionaler nigerianischer Yoruba-Musik, die Bantu (die Band) hier zusammenrühren! Das aus zehn starken Songs bestehende „…Breaking Point?“ wirkt in musikalischer Hinsicht noch zwingender als die beiden Vorgängeralben der Bantu-Trilogie, „Agberos International“ (2017) und „Everybody Get Agenda“ (2020).
Bantu in einer Reihe mit Nigerias Top-Stars
Das Kollektiv ist ohnehin nicht auf eine einzelne Stimme fokussiert, aber nun gibt es zum ersten Mal weibliche Gast-Leadvocals von der Rapperin Akua Naru im gesellschaftskritischen „Na Me Own M Body“. Sie sei „mit ihrer äußerst spirituellen und groovigen wie auch politisch radikalen Musik Bantus ‚Schwester einer anderen Mutter‘, geprägt von denselben Kräften und Sichtweisen, die auch Bantu geformt haben“ – so heißt es in der Album-PR, die Bantu zu Recht in eine Reihe mit aktuellen nigerianischen Top-Stars wie Wizkid, Burna Boy sowie Fela Kutis Söhnen Femi und Seun stellt.
Dass Musik aus Afrika weltweit immer erfolgreicher wird, hat mit solchen Ausnahmetalenten zu tun. Auch Ade Bantu und seine Band sollten nach einem Vierteljahrhundert zu den ganz Großen ihres Kontinents gehören. Das tolle neue Album könnte dabei helfen, ihren Ruhm weiter zu mehren.
„What Is Your Breaking Point?“ von Bantu erscheint am 09.06.2023 bei Sodedad Productions/Broken Silence. (Beitragsbild: Victor Adewale)