Arne Dahl: Hass – Thriller

Und wieder: Ein packender Polit-Thriller von Arne Dahl

von Gérard Otremba

Arne Dahl hat die besondere Begabung, dem Leser ein Gen zu verpflanzen. Es handelt sich hierbei um das Pageturner-Gen, ein besonders schnell wirksames, außerordentlich nachhaltiges Gen, einer hoch dosierten Droge nicht unähnlich. Kaum ist die letzte Seite gelesen, das Buch zugeklappt, beginnt der Cold Turkey. Mit jeder neuen Piper-Verlagsvorschau steigt die Nervosität, doch müssen sich bekennende Arne-Dahlianer demnächst wahrscheinlich auf längere Wartezeiten gefasst machen, endet doch mit Hass die auf vier Romane ausgelegte Opcop-Reihe. War schon die Auflösung der allseits verehrten A-Gruppe ein schwerer Schlag für alle Krimifans, bedeutet auch der Abschied von der Opcop-Truppe einen herben Verlust im literarischen Spannungsbereich. Jedoch erlebte bereits die A-Gruppe mit Der elfte Gast eine zuvor nicht geplante Auferstehung und schon bei James Bond hieß es Sag niemals nie, insofern, wer weiß, vielleicht kehrt Paul Hjelm mit seinem geheimen Europol-Team doch wieder auf die Schreibfläche von Arne Dahl zurück. Schließlich fand Dahl nach dem Abschluss des A-Gruppen-Roman-Zyklus weiterhin Verwendung für diverse seiner Ermittler.

Am Ende von Hass weist jedenfalls nichts auf einen endgültigen Abgang von Hjelm und Co. hin, und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. In seinem neuen Roman verknüpft der schwedische Autor die bekannten Handlungsstränge aus den Vorgängerbänden Gier, Zorn und Neid zu einem komplexen Themengeflecht, in dem sich die kalabrische Mafia, eine amerikanische, aber weit verzweigte Sicherheitsfirma, ein schwedisches Biochemieunternehmen, Genforscher, die längst den neuen Menschen züchten, mexikanische Drogenbarone und undurchsichtige Chinesen aufeinandertreffen. Und jeder hört jeden ab. Für die von Paul Hjelm gesteuerte europäische Spezialeinheit Opcop beginnt ein weiterer erbitterter Kampf gegen böse Mächte, stets dem Humanismus verschrieben und mit gekonnten Spitzen gegen den Raubtierkapitalismus wetternd. Wie in allen seinen Kriminalromanen zeigt sich Arne Dahl auch bei Hass am Puls der Zeit und beweist sein Ausnahme-Können im Polit-Thriller-Genre. Vielleicht brauchen wir sie, wie vom Kollegen Günther Keil angeregt, wirklich, eine länderübergreifende europäische Ermittlereinheit, wie sie Arne Dahl mit dem Opcop-Team erfunden hat. Was Krimi-Leser aber definitiv benötigen, sind weitere atemberaubende Arne Dahl-Romane. Mit Paul Hjelm und Arto Söderstedt. Mindestens.

Arne Dahl: „Hass“, Piper Verlag, Klappenbroschur, 978-3-49205538-3, 16,99 €.

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