Der 79-jährige Arild Andersen veröffentlicht den Mitschnitt eines Solo-Konzerts von 2020. Es ist eine mitreißend lyrische und verspielte Aufnahme
von Sebastian Meißner
Mit „Affirmation“ veröffentlichte der norwegische Bassist Arild Andersen vor gut zwei Jahren eine vielbeachtete Quartettplatte. Nun erscheint mit „Landloper“ der Mitschnitt eines Solo-Konzerts aus der Victoria National Jazzscene in Oslo von Juni 2020. Was vor allem deshalb eine Besonderheit ist, weil es das erste Soloalbum des inzwischen 79-Jährigen in seiner gesamten Karriere ist.
Die Erzähllust von Arild Andersen
Arild Andersen, der als einer der vielseitigsten
und ausdrucksstärksten Bassisten seiner Generation gilt, spielt darauf in maximal entspannter Atmosphäre ein Repertoire aus Eigenkompositionen (das perkussive „Dreamhorse“, „Mira“, „Landloper“), traditioneller norwegischer Musik („Old Stev“), Jazz-Standards (das in der auf vier Saiten reduzierten Version extraromantische „A Nightingale Sang In Berkeley Square“) und Free Jazz-Klassikern (Albert Aylers „Ghosts“, Ornette Colemans „Lonely Woman“, Charlie Hadens „Song For Che“). Andersens Stärke liegt im vielseitigen Ausdruck, in der Grundentspanntheit und der ausgeprägten Erzähllust, die er auch mittels in Echtzeit erstellten elektronischen Loops erzeugt, die dem Solospiel eine zusätzliche atmosphärische Dimension verleihen und neue Möglichkeiten der Interaktion eröffnen.
Zahlreiche Verspieltheiten
Über die gesamte Spielzeit hält Andersen die Spannung seines Vortrags hoch, fesselt mit jeder Note und entzückt seine Zuhörer:innen mit seinen z…