Arctic Monkeys: The Car – Albumreview

Arctic Monkeys by Michael Zackary

Musik für Erwachsene: Die Arctic Monkeys brillieren auf ihrem bisher schönsten Album mit viel Soul

Vier Jahre nach dem auch von Sounds & Books rezensierten „Tranquility Base Hotel & Casino“ melden sich die Arctic Monkeys zurück. Wer auf eine Rückkehr zu den Indie-Rock-Wurzeln ihres Debüts „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ von 2006 gehofft hat, wird eventuell enttäuscht sein, alle anderen dürfen sich an einer Fortführung des Vorgängers erfreuen. Eine konsequente Fortführung mit noch besseren Songs. Alex Turner hat endgültig den Soul gefunden und Indie-Rock-Kracher wie „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ vorläufig ins bandeigene Museum geschickt. Ein sanfter Soul, streicherumwoben und cineastisch pointiert.

Geschmeidiger Soul und ein vertrackter Opener

Arctic Monkeys The Car Cover Domino Recordings

Ein Soul, der in „I Ain’t Quite Where I Think I Am“ mit funky Licks aufwartet und zur großen Pop-Geste neigt. Und ein Soul, der sich in der Ballade „Jet Skis On The Moat“  in die Nähe vom Westcoast-Soft-Pop bewegt. Das ist schon ganz großes Kino, was uns die Arctic Monkeys auf „The Car“ präsentieren. Düsteres Drama herrscht im total faszinierenden „Sculptures Of Anything Goes“, während der Auftakt „There’d Better Be A Mirrorball“ zu den rhythmisch vertracktesten Songs in der Karriere der Band aus Sheffield zählt. Eine geschmeidige Soul-Variante trägt der Albumopener indes bereits in sich, melancholische Streicher inklusive. Das ist alles unsagbar schön und hätte sogar auf dem letzten Villagers-Album „Fever Dreams“ gut gepasst.

Die Arctic Monkeys auf Beatles-Niveau

„The Car“ hätte sicherlich auch in der Früh-Siebzigern erscheinen können. Das genauso exzentrische, kunst- und wundervolle, am Glam-Rock geschulte Track „Body Paint“ evoziert David Bowie und das fett orchestrierte „Hello You“ wandelt stilsicher zwischen James-Bond-Soundtrack und Curtis Mayfield. Die zehn Songs von „The Car“ sind mit Liebe zum Detail arrangiert und das Album gehört in Gänze zu den elegischen Highlights des Jahres. Alex Turner gewinnt als Sänger noch mehr Crooner-Reife, und – ja, es ist abgedroschen, aber trotzdem – als Songwriter komponiert er nun Musik für Erwachsene. Vielleicht geht „The Car“ als eine Art „Revolver“ oder „Sgt. Pepper“ in die Bandhistorie der Arctic Monkeys ein. Jedenfalls wünsche ich es diesem Album.

„The Car“ von Arctic Monkeys erscheint am 21.10.2022 bei Domino. (Beitragsbild von Michael Zackery)  

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