Anouar Brahem: After The Last Sky

Anouar Brahem credit Sam Harfouche ECM Records

Mit Cello statt Schlagzeug verändert Anouar Brahem den Sound seines Quartetts entscheidend. Das Ergebnis ist anders, aber erneut überwältigend.

von Sebastian Meißner

Was soll nach „Blue Maquams“ noch kommen? Dieses Überalbum von 2017 war bahnbrechend, wegweisend und zeitlos und hatte schon kurz nach Veröffentlichung den Status eines Meilensteins. Das weiß auch Anouar Brahem und versucht mit dem Nachfolger auch gar nicht erst, an dieses Album anzuknüpfen bzw. einen Vergleich mit ihm anzustreben. Stattdessen geht er ungewohnte Wege. Das fängt schon mit der Besetzung an. Auf „After The last Sky“ sind zwar neben Brahem an der Oud erneut Django Bates (Klavier) und Langzeitwegbegleiter Dave Holland (Bass) zu hören. Statt Jack DeJohnette an den Drums setzt der Tunesier diesmal aber auf die Cellistin Anja Lechner. Es ist das erste Mal, dass ein Cello Teil dieses Quartetts ist. Eine Veränderung, die die Rollen jedes einzelnen Musikers und damit das Gesamtergebnis des Quartetts

enorm verändert.

Bodenhaftung und Flügel

Anouar Brahem After The Late Sky Albumcover ECM Records

Denn Lechner agiert in diesem prominenten Quartett nicht etwa dezent im Hintergrund, sondern übernimmt direkt eine zentrale, stimmführende Rolle. Ihre atmosphärischen und komprimierten Bogenstriche werden immer wieder zum alleinigen Rhythmusgeber und für die motivgebende Vehemenz und Dramatik der Stücke zu einer Projektionsfläche, auf der die anderen Musiker ihre solistischen. Denn auch Holland spielt hier deutlicher als in der letzten Besetzung den Bass als Sol…

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