Generationenübergreifendes Konzert von AnnenMayKantereit in Hamburg vor 25 000 singenden und tanzenden Fans auf der ausverkauften Trabrennbahn
Text und Fotos von Gérard Otremba
Der Erfolg hält an, die Venues wachsen. Nachdem AnnenMayKantereit 2019 beim Auftakt ihrer Deutschlandtour zum damaligen Album „Schlagschatten“ dreimal in einer ausverkauften Sporthalle gastiert haben (Sounds & Books berichtete), stieg die Band vier Jahre später in die Trabrennbahn in Bahrenfeld beim Hamburger Kultursommer auf. Auch dieses Konzert bekam das Kölner Trio Henning May, Christopher Annen und Severin Kantereit ausverkauft. 25 000 Fans waren am 25.08.2023 an einem lauschig-milden Sommerabend (Wettervorhersagen mit Gewitter und regen bewahrheiteten sich nicht, bis auf wenige Tropfen kurz vor Beginn der Vorband blieb es trocken), um die Aufsteiger der letzten sieben Jahre live zu erleben, die größte Menschenmenge bisher, verkündete Henning May stolz.
Friedberg als Support von AnnenMayKantereit
Bereits das Debütalbum
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„Alles nix Konkretes“ stürmte 2016 an die Spitze der deutschen Charts, dort fand sich auch das aktuelle, im März veröffentlichte und ebenfalls von Sounds & Books besprochene Werk „Es ist Abend und wir sitzen bei mir“ wieder. Die zweite Platte „Schlagschatten“ belohnten die Fans mit Doppel-Platin und Platz 2, das eher mediokre dritte, während der Corona-Pandemie herausgebrachte „12“ erreichte immerhin auch noch einen respektablen vierten Platz. Die Songs der letzten beiden Alben stellen das Gros der Setlist des AnnenMayKantereit-Konzerts in Hamburg. Als Support rockte diesmal das Frauenquartett Friedberg, das wir auf bei seinem Auftritt beim letztjährigen Reeperbahn Festival beobachtet haben und dessen Debütalbum sehnlichst erwartet wird, bevor AnnenMayKantereit um 20.50 Uhr die Bühne des Trabrennbahn-Areals betraten und das Konzert mit dem an Mumford & Sons erinnernden „Wohin du gehst“ begannen.
Von „Pocahontas“ bis „Ausgehen“
Der Singer-Songwriter-Folk-Pop-Rock der Kölner scheint ein generationenübergreifendes Phänomen zu sein, jedenfalls waren entschieden viele Konzertbesucher älter als die drei Musiker um die 30. Die ließen sich wiederum nicht lumpen und traten mit dem ganz großen Besteck auf, neben Bassistin Sophie Chassée erweiterten Musiker an Streich- und Blasinstrumenten den Live-Sound vom AMK. Spätestens nach dem vierten Song, dem berühmten „Pocahontas“, waren die Fans aus dem Häuschen, sangen die sich zumeist um Liebeskummer und Beziehungen drehenden Lyrics textsicher mit und tanzten bei den Uptempo-Songs freudig um die Wette. Zu „Es ist Abend“ trafen sich AnnenMayKanteriet an einem kleinen Tisch zu einem Glas Wein, später spielten sie „Ozean“ und „Als ich ein Kind war“ auf einer kleinen Bühne im Publikum.
Es war ein kurzweiliger Konzertabend mit ruhigen Nummern wie „Du bist anders“ und „Barfuß am Klavier“ sowie beschwingt-rockigen Stücken wie „21, 22, 23“, „3 Tage am Meer“ und „Ich geh heut nicht mehr tanzen“. Alle stets von Mays tiefer und rauer Stimme dominiert. Grundsolide Popmusik von überaus sympathischen Musikern. Und am Ende, nach gut 95 Minuten, wollten alle nur noch „Ausgehen“.