Zwölf starke Erzählungen über Heimat und Herkunft von Anna Prizkau
Wie ist das, wenn man aus einem Land in ein anderes auswandert? Wie fühlt es sich an, nie richtig dazuzugehören? Diese Grenze zu spüren, die Einheimische ziehen, um unter sich zu bleiben? Was macht es mit einem, immer nur mit anderen Heimatlosen zu sein? In zwölf Erzählungen berichtet Anna Prizkau über das Leben im „neuen Land“, das eben nur fast ein neues Leben ist. Das alte, die Herkunft, haften auch am neuen Leben, lassen sich einfach nicht verbergen.
Anna Prizkau zieht unsichtbare Grenzen
Prizkau wurde 1986 in Moskau geboren und ist in den 1990er-Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Ihre Erzählerin, die Tochter, bemüht sich, anzukommen und zu sein wie alle. Sie versteckt ihren Akzent, sucht Freunde und einen Partner, will das Hier und Jetzt. Doch immer stößt sie auf unsichtbare Grenzen. Mal ist es eine Fahrt mit dem Fahrstuhl, mal die Hand des Sozialarbeiters auf dem Schenkel und mal ein gelogenes Gefühl in einem Artikel, den sie veröffentlicht. Es sind starke Bilder der Zerrissenheit, die sich einbrennen.
Nie am Ziel
Die Geschichten können getrennt voneinander gelesen werden, hängen aber zusammen. Sprachlich tritt Prizkau vergleichsweise unauffällig in Erscheinung. Aber als Beobachterin auch der kleinen, aber wirkungsmächtigen Gesten und Ereignisse ist sie mit eigener Note sofort identifizierbar. Der Leser wird mit ihrer Ich-Erzählerin feinfühliger und klüger. Über Fragen nach zum Beispiel Herkunft, Heimat, Identität, Kollektivismus, Diskriminierung und Integration wird man nach der Lektüre von „Fast ein neues Leben“ anders denken. Prizkaus Haltung ist klar. Das neue Leben wird nie ein neues sein. Nur das Schreiben hilft.
Anna Prizkau: „Fast ein neues Leben“, Friedenauer Presse, Hardcover, 111 Seiten, 978-3-75180-600-8, 18 Euro.
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