Angel Olsen: Big Time – Albumreview

Angel Olsen credit Angela Ricciardi

Die 35-jährige, amerikanische Songwriterin Angel Olsen hat mit „Big Time“ ihr bis dato reifstes Album aufgenommen

Mit ihrem 2016 veröffentlichten Album „My Woman“ wandte sich Angel Olsen der Popmusik zu, nachdem sie zuvor eher als Lo-Fi-Indie-Folk-Musikerin aufgefallen war. Sounds & Books bezeichnete Olsen damals als „aufmüpfige Tochter von PJ Harvey und Kylie Minogue“, die drei Jahre später auf „All Mirrors“ den nächsten Schritt wagte und mit viel Opulenz einen Wall-of-Sound aus Synthies und Streicherarrangements  kreierte. Streicher gehören auch auf „Big Time“ zum eingesetzten Instrumentarium, von Bombast indes sind nur noch wenige  Spuren übriggeblieben. Vielmehr hat die 35-jährige Amerikanerin ihre wohl bis dato reifste Platte komponiert.

Die schwelgerisch-poetische Angel Olsen

Angel Olsen Big Time Albumcover Jagjaguwar

„Big Time“ wurde zusammen mit Co-Produzent Jonathan Wilson in dessen Fivestar Studios in Topanga, Kalifornien, aufgenommen und gemischt. Die Songs entstanden nach dem Tod von Olsens Eltern, die 2021 innerhalb weniger Monate verstarben. Kurz zuvor outete sich Olsen ihnen gegenüber als queerer Mensch, also ein doppelter, schwerwiegender Cut in ihrem Leben. Trauerbewältigung, Aufbruch („Forget the old dreams / I got a new thing“ heißt es in „Go Home“) und neue Liebe sind die  denn auch die Themen ihrer Texte. Auf ihren zehn neuen Songs dominieren Pedal-Steel-Gitarre, Piano, Streicher, Orgel, Bass, Schlagzeug und akustische Gitarren. Es sind unglaublich zärtliche und schwelgerisch-poetische, an Tammy Wynette, JJ Cale oder Dusty Springfield erinnernde Songs.

Sehnsüchtige und selbstversunkene Songs

Bereits der von uns als Song des Tages vorgestellte Opener „All The Good Times“ zeigt mit dem intimen Beginn und dem aufwallenden Mittelteil samt Bläsern, wohin Olsens Reise auf „Big Time“ geht. So wirklich dramatisch und etwas übertrieben bombastisch wird es eigentlich nur auf „Right Now“, zum Teil theatralisch in „Go Home“. Der Titelsong sowie „Ghost On“ bezirzen hingegen mit sehnsüchtiger Wehmut. Noch schöner dann noch das verträumte „This Is How It Works“, der an Weyes Blood angelehnte Songwriter-Pop bei „Through The Fires“ sowie die selbstversunkene wie berührende Piano-Streicher-Ballade „Chasing The Sun“ als Closer. Danach muss man sich vor lauter Ergriffenheit erst mal schütteln. Im guten Gewissen jedoch, ein wunderschönes Album gehört zu haben.

„Big Time“ von Angel Olsen erscheint am 03.06.2022 bei Jagjaguwar / Cargo Music. (Beitragsbild von Angela Ricciardi)

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