Andy Frasco & The U.N.: Keep On Keepin‘ On

Andy Frasco by Andrew Hutchins

Abholende Radiomusik von Andy Frasco

Der aus L.A. stammende Kalifornier Andy Frasco galt lange als Partyanimal und gern gesehener Festivalgast (auch auf deutschen Bühnen), der es recht offensichtlich zu wild mit eigener Präsenz und zu heftig mit den Rock’n’Roll-Lifestylezutaten, sprich Suff & Drogen, hielt. Dem jahrelang ständig präsenten Dasein folgte bereits mit dem erst vor einem Jahr veröffentlichten Album „Change Of Pace“ ein songschreiberischer Wandel nach innen hin. Auf dem Vorgängeralbum zur jetzigen Platte ging es bereits nachdenklicher und differenzierter als auf den früheren Alben zu.

Der Exzentriker Andy Frasco und die Depression

Andy Frasco Keep On Keepin On Albumcover SideOneDummy Records

Allein, es scheint nicht gereicht zu haben, mehrere Gänge nach unten zu schalten. Was darauf folgte, war auch noch eine Therapie, da die Wolke der Depression bei Andy Frasco einzog. Der Exzentriker geht natürlich auch mit diesem Thema wieder ganz offen um, und so ist dem Betrachter schon beim Albumcover klar, dass der Songwriter und Entertainer wahrscheinlich selbst nicht ganz sicher ist, ob er nun lieber feierlich explodieren, oder die medikamentös gestützte Einkehr will.

Soweit zum Hintergrund zu Künstler und Album – hin zur Musik, die ja beim Hören im Vordergrund steht, auch wenn die inhaltlichen Themen (Gesund sein, geliebt werden, nicht alleine sein, gut sein.) leicht zu verstehen sind. Andy Frasco ist seit jeher musikalisch breit und fundiert aufgestellt. So findet man auch auf seinem neuen Album einen Mix aus modernem Indiepoprock, der mir aber häufig zu radioäugig (wie z.B. das überproduzierte „Animals“) ist, den Wurzeln des Soulrock, Gospelchöre, Folk – und, als Erfrischungsmoment, wirklich schöne Saxophon- und Bläsersätze!

Selbsttherapeutische Grundthemen und Songs zum Chillen mit Sonne und Kraft

Trotz des selbsttherapeutischen Grundthemas des Albums, halten sich die Balladen in Grenzen, auch wenn es natürlich Midtemponummern hat, die aber ohne großes Gewimmer auskommen, sondern eher zum Chillen einladen, wie z.B. das filmmusikreife „Shine (Outro)“. Das Album hat aber auch Sonne & Kraft im Klang, wie der rockende Opener „Keep On Keepin On“, das gleich folgende „I’ve Got A Long Way To Go“ und „Good Man“. Was allerdings stört, sind die sich oft wiederholenden Sing-A-Longs und die sicher festivaltauglichen, aber nervigen Mitpatschelemente.

Manchmal, wie beim schon genannten guten Song „I’ve Got A Long Way To Go“, fühlt man sich an Moneybrother zu seiner „Mount Pleasure“-Zeit erinnert. Jedoch mit deutlich fetterer Produktion und breiterem Songwriting. Ein weiterer cooler Song, der trotz der Poppigkeit nicht so schnell nervt, ist die relativ dunkle Nummer „Love Is A Gun“. Auf Albumlänge gleichen sich die Ideen und Klänge aber arg zu sehr, um dieses Album zu einem Must-Hear zu erklären. Es ist halt einfach, was es ist: abholende Radiomusik, die Andy Frasco sicher beim Schreiben und Aufnehmen gut tat – und sonst niemanden wehtut, aber eben auch nicht dauerhaft groß auffällt.

Fazit: In mein relativ schmales Radio-Pop-Abteil im heimischen Plattenschrank würde ich „Keep On Keepin‘ On“ wohl zwischen das Debütalbum „Matinée“ von Jack Peñate und Moneybrothers „Mount Pleasure“ stellen – und es dabei wohl auch belassen.

„Keep On Keepin‘ On“ von Andy Frasco & The U.N. ist am 24.04.2020 bei SideOneDummy erschienen. (Beitragsbild by Andrew Hutchins)

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