Andrew Bird: Break It Yourself

Andrew Bird und die beschwingte Wehmut

von Gérard Otremba

Er ist nun mal ein schräger Vogel, dieser Andrew Bird, ein so naheliegendes Wortspiel muss einfach erlaubt sein. Der 1973 in Chicago geborene Bird begann mit vier Jahren Violine zu spielen schloß das Studium dieses Instrumentes 1996 ab. In jenem Jahr veröffentlichte er mit „Music Of Hair“ seine erste Solo-Platte, bevor drei weitere unter dem Namen Andrew Bird’s Bowl of Fire erschienen. 2003 ging es solo weiter, alles noch zwischen Jazz und Freistil angesiedelt, den Pop höchstens streifend.

Andrew Bird, das Pfeifen und seine Violine

Mit „Armchair Apocrypha“ wandte sich Andrew Bird 2007 dann aber doch mehr dem Pop zu, ohne jedoch seine Experimentierfreude zu verlieren und eine außergewöhnliche, individuelle Note ins Pop-Business einzubringen. Neben seinem markanten und häufig verwendeten gezupften Violinen-Spiels, sind das Glockenspiel sowie das Pfeifen typische Merkmale seiner Musik. Andrew Bird, the whistler and the fiddler. Diese Stilmittel finden sich natürlich zu Hauf auf seiner neuen CD „Break It Yourself“.

Andrew Bird zwischen Wehmut und beschwingtem Pop

„Desperation Breeds“ zum Beispiel beginnt mit der gezupften Violine, eine rollende akustische Gitarre schiebt sich dazwischen, dazu Birds zarter bis flehentlicher Gesang, später wird die Geige auf herrlich schräge Weise natürlich auch noch im gestrichenen Modus vorgetragen. Genauso wie bei „Danse Carribe“, wo Birds Violinenspiel teilweise zigeunerhaft wirkt und an die wehmütige Violine Scarlet Riveras auf Bob Dylans „Desire“-Album denken läßt, bevor karibische Percussion-Klänge die Stimmung aufhellen. Beschwingten Pop bietet Andrew Bird mit „Give It Away“, selbstverständlich mit einigen coolen Breaks versehen, so einfach kommt der ungeübte Bird-Hörer natürlich nicht davon. Verhältnismäßig opulent und überschwenglich wird es dann bei „Eyeoneye“. Trotzdem haben Glockenspiel und Pfeifen Zeit, sich ein kleines Zwischenspiel zu liefern. Wie gesagt, Ecken und Kanten gehören einfach zu Andrew Bird, experimentiert wird auch im leichter zugänglich wirkenden Pop.

Ein trauriger, romantischer und irrer Andrew Bird

Todtraurig hingegen die zauberhafte Ballade „Lazy Projector“, während in „Near Death Experience Experience“ wiederum die Pizzicato-Violine in den Vordergrund rückt. Den großen Romantikern des Pop-Rock wie Neil Young und Ryan Adams kommt Andrew Bird bei „Lusitania“ so nahe wie nie zuvor. Hier bietet er sich ein herzergreifendes Duett mit der wundervollen Annie Clark, besser bekannt als St. Vincent. Das hat einfach Stil und Klasse. In „Orpheo Looks Back“ duellieren sich Birds Pfeifen und Geigen, die hier mit irischem Folk-Einklang präsentiert werden. Den Sanften und Versponnenen gibt Bird nochmal in „Sifters“ und für „Fatal Shore“. Auf knapp über acht Minuten dehnt Bird dann „Hole In The Occean Floor“, ein vocal-violinistischer Alleingang, der stimmlich an Tim Buckley erinnert. Einfach irre. Andrew Bird ist und bleibt ein liebenswert schrulliger Kauz, der sein Ding durchzieht und hoffentlich bald ein etwas größeres Publikum findet.

„Break It Yourself“ von Andrew Bird ist am 2.3.2012 bei Bella Union / Cooperative Music erschienen.

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