Andreas Dorau und Sven Regener: Die Frau mit dem Arm

Sven Regener Andreas Dorau credit Charlotte Goltermann

Kurios-kauzige Einblicke in das Leben von Andreas Dorau in Zusammenarbeit mit Sven Regener

Nach Andreas Doraus Vater Fritz ist in Hamburg-Wandsbek der Doraustieg benannt. Eine Sackgasse, wie man auf der zweiten Seite des Buches „Die Frau mit dem Arm“ erfährt. Als alles andere als eine Sackgasse entpuppt sich die zweite literarische Zusammenarbeit von Andreas Dorau und Sven Regener, die bereits 2015 für den Band „Ärger mit der Unsterblichkeit“ verantwortlich zeichneten. Element-Of-Crime-Frontmann Regener mischt mit seinen Romanen rund um einen gewissen Herrn Lehmann seit über 20 Jahren die deutschsprachige Literatur auf und  in der Erfindung skurriler Figuren macht ihm kaum einer was nach. Einen Andreas Dorau muss sich Sven Regener gar nicht erst ausdenken. Ein Andreas Dorau existiert wirklich. Doch liest man dieses Buch, könnte man meinen, er entspringe Regeners Phantasie.

Wie war das damals mit „Fred vom Jupiter“?

Andreas Dorau Sven Regener Die Frau mit dem Arm Cover Galiani Berlin

Mit seinem NDW-Hit „Fred vom Jupiter“ wurde der Teenager Andreas Dorau über die Grenzen seiner Hamburger Otto-Hahn-Schule bekannt, blieb später der Musik treu, verdingte sich aber auch als „Video Consultant“ und schrieb gemeinsam mit Gereon Klug das erfolgreich am Hamburger Kampnagel aufgeführte Bühnenstück „König der Möwen“, dessen Entstehungsgeschichte einen wesentlichen Teil des Buches einnimmt. Da Dorau keinesfalls als Theaterautor bezeichnet werden wollte, schrieb er „Ein Musical“ auf das Deckblatt, Fluch und Segen zugleich für sein Stück. „Die Frau mit dem Arm“ bietet einige Kuriositäten aus dem Leben Doraus. Da er sich selbst und alle aus seinem Umfeld schlecht oder abweichend an die Zeit von 1981 und „Fred vom Jupiter“ erinnern konnten, besuchte er sogar einen „Hamburger Hypnosekönig“. Allein, so wirklich funktionieren wollte der Trancezustand bei Andreas Dorau nicht, die Vergangenheit und seine Gedanken zum großen Single-Hit bleiben im Dunkeln.

Das Dreamteam Andreas Dorau und Sven Regener

Großen Bezug entwickelte der 1964 geborene Dorau zu Musikvideos. Einige seiner besten stellt er hier vor und kommt zu dem Ergebnis: „Wenn man mich fragt, welches meiner Videos nicht gelungen ist, sage ich: keins! Und so sehe ich das auch. Ich habe viele Fehler in meinem Leben gemacht und es gibt viele Dinge, die mir misslungen sind, Stücke, Platten, Opern, was auch immer. Nur Musikvideos nicht. Da fällt mir wirklich kein ein. Tut mir leid.“ Eines davon ist das Video zu „Ossi mit Schwan“ von seinem 2017 erschienenen Album „Die Liebe und der Ärger der Anderen“, Doraus erste Platte, die es in die deutschen Album-Charts geschafft hat.

„Die Frau mit dem Arm“ entpuppt sich als ein unglaublich charmantes, amüsantes und flott zu lesendes Lektürevergnügen. So schrullig, kauzig und liebenswert Andreas Doraus Musik daherkommt, so sympathisch und gewinnend auch der Blick hinter die Kulissen in „Die Frau mit dem Arm“. Andreas Dorau und Sven Regener sind ein Dreamteam.

Andreas Dorau und Sven Regener: „Die Frau mit dem Arm“, Galiani, Hardcover, 192 Seiten, 978-3-86971-274-1, 22 Euro.  

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