Andrea Schroeder: Void – Album Review

Ein bärenstarkes Indie-Pop-Noir-Album der Berliner Sängerin

von Gérard Otremba

Mit ihrer zärtlichen, deutschsprachigen Coverversion von David Bowies „Heroes/Helden“ zeigte Andrea Schroeder vor zwei Jahren, was alles möglich ist im Pop-Noir-Genre. So liebevoll und geistreich hat noch kaum jemand Bowies Megahit interpretiert. In einem sparsamen und filigranen Arrangement schlichen Schroeders Helden durch die Nacht, Dream-Pop mit dramatischen Zügen, entwaffnend und höchst verführerisch. Andrea Schroeders dunkle Altstimme, die „Heroes“ so glänzend wiederauferstehen ließ, trägt natürlich auch ihr drittes Album. Der zwischen Marlene Dietrich und Nico changierende Gesang wirkt auf Void erhaben, düster, melancholisch, nachdenklich und poetisch. Andrea Schroeder ist die kleine Schwester Nick Caves im Geiste.

In „Burden“ beispielsweise taucht sie in Caves alptraumhaften und verstörenden Songstrukturen der 80er Jahre ein. Auch thematisch nimmt Andrea Schroeder Nick Caves Botschaften auf („Lay your burden upon me, My back is broken soon / In this world there’s no salvation, There’s no one to set us free“). Das anschließende „My Skin Is Like Fire“ kommt einem Trauermarsch gleich, während “Kingdom“ ein unerschrockenes und gewaltiges Pathos zugrunde liegt. Der das Album beginnende Titeltrack „Void“ ist so faszinierend wie ein sehr guter PJ Harvey-Song und „Black Sky“ überzeugt mit seiner dunklen, lyrischen Anmut. „Little Girl“ ein impressionistisches Hauchen, zum Weinen schön.

Im Indie-Rock mit Dark Wave-Assoziationen ist „Creatures“ zu verorten und das von Andrea Schroeder und Gitarrist Jesper Lehmkuhl, die zusammen mit Ulf Ivarsson auch für die Albumproduktion zuständig waren, vertonte Gedicht „Was Poe Afraid“ des Beat-Poeten Charles Plymell mutet wie ein Stück von Lou Reed an. Aus tiefster Leonard Cohen-Gruft steigt „Drive Me Home“ empor und bewirbt sich in formidabler Weise für den Soundtrack des nächsten David Lynch-Films. Das bedächtige „Don’t Wake Me“ hätte auch auf den letzten beiden Nick Cave-Platten erscheinen können und das abschließende „Endless Sea“ wartet mit einer wunderbaren, getragenen Grandezza auf. Ein bärenstarkes Album hat Andrea Schroeder mit Void veröffentlicht. Ein Album, das in hoffentlich vielen Jahresendlisten einen würdigen Platz erhalten wird.

„Void“ von Andrea Schroeder ist am 26.08.2016 bei Glitterhouse Records / Indigo erschienen.

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