Amy Macdonald und ihre Melodien für Millionen
von Gérard Otremba
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich eine Mehrheit auf einen bestimmten Künstler, respektive Künstlerin oder Band einigen kann, ohne ihre musikalische Integrität zu verlieren. Konsensmusik oder auch Mainstream nennt man dieses Phänomen gemeinhin. Ausverkaufte Hamburger Stadtpark-Konzerte sind häufig ein gutes Indiz für den aktuellen Gemeinschaftsgeschmack. War vor einem Jahr Norah Jones ein Paradebeispiel, so ist es 2013 Amy Macdonald. Nach der großen Tournee zum aktuellen Album „Life In A Beautiful Light“ zum Ende des letzten Jahres, nun noch eine Zugabe im kuscheligen Stadtpark an einem lauschigen Mittwochabend. Mit ihrem roten Kleid, den schwarzen Haaren und dem schwarzen Hut wirkt Amy Macdonalds helle Gesichtsfarbe im Scheinwerferlicht sehr blass, fast schon maskenhaft. Ihre Musik jedoch wird durchströmt von Wohl- und Schönklang. Harmoniebeseelt bis zum Himmel, hin und wieder mit Melancholie ausgestattet, doch von schweren Moll-Akkorden weit entfernt. Die großen Weltumarmungsmelodie obsiegen. Gekonnt setzt die schottische Sängerin ihre berühmten Hits im 20 Songs umfassenden Set in Szene, beginnt mit „4th Of July“, exakt in der Mitte des Auftritts spielt sie mit ihrer fünfköpfigen Männerband „Don’t Tell Me That It’s Over“ und schließt mit „This Is The Life“ und dem Titelsong ihres letzten Albums „Life In A Beautiful Light“. Es sind Lieder, die sofort zum Mitklatschen und/oder Armeschwenken animieren, wovon die über 4000 Konzertbesucher zu Genüge Gebrauch machen. Und seien wir doch ehrlich: Der opulente Sehnsuchtspathos von „Run“ kommt dem himmlischen Gitarrenpop von Travis schon sehr nahe. Sogar ABBA kommt einem in den Sinn, die Harmoniemeister aus Schweden, die ihre Melancholie in Stücken wie „The Winner Takes It All“ oder „The Day Before You Came“ nicht verbergen konnten. Letztendlich behält die Euphorie in Amy Macdonalds Songs die Oberhand. „Spark“, „Slow It Down“ und „Pride“ werden vom Enthusiasmus getragen. Im Mittelblock, bestehend aus „Give It All Up“, „This Pretty Face“ und dem Jackie Wilson-Cover „Higher And Higher“, wird die Stimmung intimer, der Sound leiser, sogar eine Mandoline kommt zum Einsatz. Ein kleines Zwischenspiel, bevor es mit Verve weitergeht. Und wer Bruce Springsteens „Dancing In The Dark“ als erste Zugabe in einer akustischen Version spielt, muss ein guter Mensch sein. Musik, die glücklich macht.