All The Luck In The World: A Blind Arcade – Album Review

All The Luck In The World Pressefoto

Melancholisch, schwelgerisch, lyrisch – Indie-Folk mit starkem Storytelling und zarten Tönen

‚Haven’ (Rückzugsort, Zuflucht oder auch Oase): Diesen Namen gaben die drei irischen Songwriter Neil Foot, Ben Connolly und Kelvin Barr einem kargen Holzschuppen in einer abgelegenen Landschaft Wicklows. Im Osten die Küste und das Meer, im Westen die wilden Wicklow Mountains. Und genau dort nahm 2015 die Arbeit an A Blind Arcade, dem zweiten Album von All The Luck In The World, ihren Anfang. Kurzerhand verwandelten die Musiker dieses vergessene Häuschen in ein kleines Studio, in dem sie sich vollkommen dem Songwriting widmeten und mit hingebungsvoller Detailversessenheit die Zeit vergaßen, während sie an ihren sphärischen Klanglandschaften, die A Blind Arcade so unwiderstehlich machen, feilten. Dabei sampelten sie organische und akustische Sounds, die den Songs einen eigenwilligen Charakter verleihen und den Ort ihrer Entstehung spürbar werden lassen.

So klingen die elf Stücke auf A Blind Arcade auch ein wenig aus der Zeit und aus der Welt gefallen. ‚Haven’ ist allgegenwärtig, auch wenn die Band die Arbeit am Album im Berliner Golden Retriever Studio beendete. Die Stimmung ist melancholisch, der Gesang schwelgerisch und sehnend, die bisweilen sparsam eingesetzten Instrumente spielen zart und nur selten gibt es lautere Momente, ein Anschwellen oder gar einen Ausbruch. Das Emotionale und die dichte, schwere Atmosphäre resultieren vielmehr aus einer wohldosierten Zurückhaltung, kleinen Details und den besonderen Texturen der Stücke.

All The Luck In The World A Blind Arcade CoverDie Geschichten, die erzählt werden, beschreibt die Band als eine Mischung aus Erfahrungen, Empathie und Fiktion. Sie nutzen einprägsame Bilder, die eine emotionale Beteiligung geradezu erzwingen, lassen dem Hörer aber genügend Interpretationsspielraum. Im Opener „Landmarks“ werden Signalfeuer entzündet, um die Distanz zwischen den Protagonisten der Geschichte zu relativieren („I set signal fires for us / they show mile for mile it’s tough / but if we count our steps in twos and threes / from a to b / from you to me / you’ll see we’re closer than we seem / closer than the land between”) – eine Vorstellung, die in den Hügellandschaften von Wicklow schnell lebendig wird, im Umfeld einer grauen und verregneten Großstadt hingegen ein romantisches Moment enthält, das wirklich rührt, ohne rührselig zu sein.

Etwas Wehmut kommt zum Ausdruck, wenn es um das Erwachsenwerden oder die Unumkehrbarkeit von Geschehenem geht, so beispielsweise in „Contrails“ („We’ve grown too quickly / With open flaws and lack of grief / You have broken into me / You are the best kind of thief / The less we know / The more we seek”), „Golden October” („We have to grow and grow apart / There’s no halftime or restart / There is no restart”) oder „Abhainn” („There are things that you can’t wash away”).

Die Texte sind gespickt mit ikonischen Symbolen, die sich auch im Artwork des Albums widerspiegeln: So trägt etwa der Hirsch auf dem Cover in seinem gewaltigen Geweih all die in den Texten verarbeiteten Bilder mit sich: der weiße Wolf im Schafspelz, Menschen am Strand, ein Schiff im Ozean, die entzündeten Feuer und nicht zuletzt die dem Album namensgebenden Arkaden. Über alldem prangt der Mond, an dem ein verbundenes Herz hängt. Bei aller Melancholie ist A Blind Arcade niemals verzweifelt, bei allem Sehnen nicht hoffnungslos, sondern ein perfekter Verband für ein wundes Herz.

„A Blind Arcade“ von All The Luck In The World erscheint am 23.02.2018 bei All The Luck In The World / Rough Trade.

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