Die Wahlberliner Songwriterin Alice Phoebe Lou verarbeitet auf „Glow“ ihre Herzschmerz-Krise
„Ich habe dieses Jahr viel durchgemacht, wie so viele Leute. Ich habe noch nie so viel Zeit allein an einem Ort oder sogar in der Stadt, in der ich lebe, verbracht. Ich rasierte meinen Kopf. Hatte einen Ego-Tod. Ich verliebte mich. Mir wurde das Herz gebrochen. Ich war ein kleines, pures Durcheinander. Und darüber, fing ich an zu schreiben“, sagt Alice Phoebe Lou zur Entstehung ihres neues Albums. „Glow“ ist nach „Orbit“ (2016) und dem von Sounds & Books an dieser Stelle rezensierten „Paper Castles“ (2019) das dritte Werk der Wahlberlinerin. Die in Südafrika geborene Songwriterin wurde einst als Straßenmusikerin entdeckt und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Ein geplanter Auftritt in der Hamburger Elbphilharmonie beim hoffentlich ohne Auflagen stattfindenden Reeperbahn Festival 2021 zeugt von der wachsenden Popularität der 27-Jährigen Musikerin.
Alice Phoebe Lou auf den Spuren von Cat Power und Joni Mitchell
Neben der Corona-Krise hat Alice Phoebe Lou nun also auch eine Herzschmerz-Krise erwischt. Dementsprechend kreisen die Texte von „Glow“ über die Liebe, die Verletzungen, die Schmerzen, aber auch die Freundschaft. Und wie Lou waidwund über ihre Gefühle und Erfahrungen singt, so melancholisch fallen die Melodien auf „Glow“ aus, so sehr gibt sie das Bild einer klassischen Singer-Songwriterin mit Indie-Touch. Nur einmal, im Uptempo-Song „Dirty Mouth“, geht Lou aus sich heraus und erlaubt sich einen Ausflug in flottere, sonnendurchflutete Indie-Pop-Gefilde. Die restlichen elf Songs fließen zumeist in balladesker Anmut und evozieren wechselweise Cat Power, Aldous Harding, Adrianne Lenker oder Joni Mitchell.
Herzzerreißende Songs
Lou singt häufig so unendlich traurig, dass es einem manchmal wirklich das Herz zerreißt. Wie im wehmütigen „Mothers Eyes“ oder im sehnsuchtsvollen „How To Get Out Out Of Love“. Das angejazzte und von uns bereits als Song des Tages vorgestellte „Dusk“, der mit schrägem und buntem Indie-Pop jonglierende Titeltrack, das schmerzlich-fragile „Lover / Over The Moon“ sowie der bezirzende Folk-Rock-Closer „Lovesick“ gehören zu weiten Highlights des Albums. Unglückliche Lebensumstände waren oft genug eine gute Inspirationsquelle für Künstler aller Art. Alice Phoebe Lou hat ihre persönliche Krise bestens umgesetzt und uns eindrucksvolle Songs hinterlassen.
„Glow“ von Alice Phoebe Lou erscheint am 19.03.2021 (Beitragsbild von Andrea Rojas)
Erhältlich bei unserem Partner:
Auch hinter einem Online-Magazin steckt journalistische Arbeit. Diese bieten wir bei Sounds & Books nach wie vor kostenfrei an.
Um den Zustand zukünftig ebenfalls gewährleisten zu können, bitten wir unsere Leserinnen und Leser um finanzielle Unterstützung.
Wenn Sie unsere Artikel gerne lesen, würden wir uns über einen regelmäßigen Beitrag sehr freuen.
Spenden Sie direkt über PayPal oder via Überweisung.
Herzlichen Dank!