Agnes Obel: Aventine

Schwermütige Piano-Songs von Agnes Obel

von Gérard Otremba

 In ihrer Heimat Dänemark hat Agnes Obel mit ihrem Debutalbum Philharmonics mächtig abgeräumt und erhielt fünf Mal Platin für die Verkäufe ihrer 2010 veröffentlichten, elegischen Pianosongs. In Deutschland ward sie durch den von der Telekom zu Werbezwecken genutzten Song „Just So“ einem breiteren Publikum bekannt geworden. Vom Piano getragene Songs, da denkt man unweigerlich an Tori Amos, die in den 90ern und 00-Jahren an ihren Bösendorfern das Publikum verzückte. Agnes Obels Songs auf Aventine zeichnen sich indes durch eine wesentlich schwermütigere Stimmung aus, als es die Amos-Stücke je waren. Der Herbst hat sich angeschlichen, der Winter steht vor der Tür und die Lieder auf Aventine geben einen guten Vorgeschmack auf die dunklen Tage des Jahres, wenn man sich mit einem guten Buch in seinem Nest verschanzt und nebenbei unaufgeregte Musik hört. Die Songs auf Aventine spiegeln die Stimmung der im Booklet abgebildeten Fotos exakt wider. Schwarz-weiße Optik, jedoch grau in grau gehaltene, düstere und verhangene Aussichten. „Sing quietly along“, singt die 32-jährige, in Berlin lebende Songwriterin in „Fuel To Fire“, ein mit Ausnahme der eingestreuten Instrumentals auf allen Kompositionen eingehaltenes Versprechen. Oftmals haucht Agnes Obel nur noch ins Mikrophon, ihre Stimme klingt schüchtern, zart, verletzlich und verloren. Eine Art dänische Ausgabe von Hope Sandoval, Stimme der grandiosen Dream-Pop-Band Mazzy Star. Die neben dem Piano eingesetzten Cellos und Violinen unterstreichen den melancholisch-romantischen Charakter von Obels Stücken, der in „Dorian“, dem Titelstück „Aventine“ und „Run Cried The Crawling“ am schönsten zum Ausdruck kommt. Die Gitarre in „Pass Them By“ bleibt, wie es sich für diese fast zeitlupenhaften Balladen gehört, rudimentär begleitend. Aventine ist durchdrungen von der Erhabenheit der Traurigkeit. Der Winter kann kommen, den dazugehörigen Soundtrack hat Agnes Obel mit Aventine bereits vorgelegt.

 Aventine von Agnes Obel ist am 27.09.2013 bei Play It Again Sam / Pias erschienen.

 

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