Agent Blå: Agent Blå – Album Review

 

Erhellende Düsternis mit dem Death-Pop der schwedischen Band Agent Blå

Sie liefen sich bei Open-Mic-Abenden in Göteborg über den Weg, als sie noch in getrennten Gruppen gegeneinander auftraten, aber schnell ihre gemeinsame Liebe zu Bands wie Joy Division und Slowdive entdeckten. Seit 2015 firmieren Sängerin Emilie Alatalo, Bassistin und Sängerin Josefine Tack, die Gitarristen Felix Skorvald und Lucas Gustavsson sowie Schlagzeuger Arvid Christensen unter dem Namen Agent Blå und nennen ihren Musikstil „Death-Pop“, eine faszinierende Mischung aus Post-Punk, Shoegaze, Dream-Pop und Goth-Rock. Der ins Englisch übersetzte Bandname „Agent Blue“ soll auf Werke von Agatha Christie   verweisen, ist aber auch der militärische Codename für ein Entstaubungsmittel, das  von den Amerikanern im Vietnamkrieg zur Vernichtung von Reis verwendet worden ist.

Der Bezug zum einen Begriffsteil des selbsternannten Musikstils wäre damit also hergestellt, aber dankenswerterweise spielt der zweite Teil, der Pop, eine nicht minder große Rolle auf dem Debütalbum von Agent Blå. Freunde von The Smiths kommen hier genauso auf ihre Kosten wie die von Alvvays. Als schönste Beispiele dienen hier die hochmelodiösen und infektiösen Indie-Gitarren-Songs „Red, White Rose“ und „Strand“, mit dem Agent Blå, deren Mitglieder alle erst zwischen 17 und 20 Jahren jung sind, bereits vor zwei Jahren in Schweden reüssierten. Mit hingebungsvollem Liebreiz singt Emilie Alatalo, die seit ihrem fünften Lebensjahr Kurzgeschichten verfasst, ihre Texte über „schlechte Partys und das lästige Warten darauf, dass sie endlich zu Ende gehen, aber auch von Beziehungen, giftigen Freundschaften und der jungen Liebe“, wie sie ihre Songs beschreibt.

Sehr gut nachvollziehbar bei „(Don’t) Talk To Strangers“ und „Rote Learning“, das in einem wüsten Gitarren-Noise-Inferno endet. Schwächere Songs sind auf dem selbstbetitelten Agent Blå-Album nicht  auszumachen. Ganz stark der Einstieg mit „Derogatory Embrace“. Alatalos verhallte, zwischen Sanftmut und Wut changierende Stimme trifft auf dominierenden Shoegaze-Gitarrenwände und einen treibenden Indie-Rock-Beat. Aus den elf guten Tracks ragen noch das an The Cure erinnernde „Frustrerad“ sowie der sechsminütige Closer „Faust“, in dem Alatalos zarter Gesang von nervenzerfetzenden Gitarrenschlieren verschluckt wird. Mit Agent Blå kann Düsternis richtig erhellend sein.

„Agent Blå“ von Agent Blå ist am 09.06.2017 auf Vinyl und am 23.06. als CD bei Through Love Records erschienen.

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