Abel Selaocoe: Hymns Of Bantu

Der Ausnahmecellist und -komponist Abel Selaocoe vermählt auf seinem neuen Album europäische Klassik mit Weltmusik

von Sebastian Meißner

Alle paar Jahre gibt es in der Klassik herausragende Künstler, die mit ihrem spiel auch den größten Kompositionen noch neue Seiten abgewinnen können. Abel Selaocoe ist so einer. Der 1992 im Township Sebokeng in Südafrika geborene Cellist, Sänger und Komponist gilt als absolute Ausnahmegestalt. Er, der mit 13 Jahren ein Stipendium für das Musikinternat St. John’s College in Johannesburg erhielt und mit 18 am Royal Northern Colle of Music in Manchester sein Solistendiplom erwarb, verbindet europäische Klassik mit afrikanischen Klängen, verwischt alle Grenzen und würdigt gleichzeitig so respektvoll und emphatisch, dass es spektakulär ist. Mit „Hymns Of Bantu“, seinem zweiten Album, liefert Abel Selaocoe ein atemberaubendes Meisterwerk ab, das die Grenzen von Musiktraditionen sprengt und zugleich tief in der Geschichte seines Erbes verwurzelt ist.

Das am 21. Februar 2025 auf Warner Classics erscheinende Album ist eine ergreifende Reise durch die harmonischen Welten der Bantu-Musik und den westlichen klassischen Kanon. Selaocoe gelingt es auf eindrucksvolle Weise, diese beiden Welten miteinander zu verbinden, und das Ergebnis ist eine Explosion aus Energie, Gefühl und kultureller Reflektion.

Klassik trifft Weltmusik

Auf dem Album stehen eigene Kompositionen wie selbstverständlich neben solchen von Bach oder Sollima. Er spielt diese Musik mit Unterstützung von unter anderem Fred Thomas (Klavier, Percussion), Alan Keary (Bass), Sidiki Dembele (Percussion), Dudu Kouate (Percussion) sowie dem Manchester Collective (Streicherensemble). Selaocoe legt dabei durchgängig eine unbändige Spielfreude an den Tag, die in jeder Note zu hören ist. Das gesamte Album ist eine Feier der Verbindungen, die zwischen den verschiedenen Musiktraditionen bestehen, und ein Blick auf die Art und Weise, wie Kulturen sich durch Musik weiterentwickeln.

Abel Selaocoe glänzt als Sänger und Cellist

Abel Selaocoe Hymns Of Bantu Albumcover

Der Opener „Tsohle Tsohle“, ein traditionelles südafrikanisches Stück, das von den Manchester Collective Strings begleitet wird, setzt sofort den Ton. Der Song, dessen Titel übersetzt „Alles, alles“ bedeutet, trägt die tiefgründige Botschaft der universellen Verbindung, die sich durch das gesamte Album zieht. Besonders toll ist auch „Emmanuele“, ein weiteren südafrikanisches Stück, das Selaocoes meisterhafte Fähigkeit zeigt, verschiedene musikalische Welten miteinander zu verweben. Südafrikanischer Rhythmus trifft auf Melodien von Bach und Marais, sie ergänzen sich und verschmelzen miteinander. „Emmanuele“ wird von einem quirligen Basslauf getragen, der von Alan Keary gespielt wird, und Selaocoes fesselnde Stimme fügt der ohnehin schon intensiven Atmosphäre noch mehr Tiefe hinzu.

Ein weiteres Highlight ist Bachs „Cello Suite No. 6 in D Major, BWV 1012: IV. Sarabande“, das in einer von Abel Selaocoe selbst arrangierten Version mit Cello und Streichensemble glänzt. Hier zeigt der Cellist seine Fähigkeit, klassische Musik in eine neue Dimension zu heben, indem er sie mit afrikanischen Percussion-Einflüssen von Dudù Kouaté kombiniert.

„Hymns Of Bantu“ ist mehr als ein Album

Die Transposition von Marais‘ „Pièces de viole“ durch die modalen Übertonsysteme der Bantu-Musik wird zu einer bewegenden Improvisation, die das Gefühl der kulturellen Zugehörigkeit und des musikalischen Erbes auf eine unvergleichliche Weise transportiert. Selaocoes Cello verschmilzt mit seinen Bantu-Gesängen, und es entsteht eine Atmosphäre, die seinen als Hörer weit weg trägt. „Hymns Of Bantu“ ist mehr als nur ein Album – es ist ein Manifest für die universelle Sprache der Musik und eine Hommage an die, die uns vorangegangen sind. Abel Selaocoe gelingt es, klassische Musik auf eine neue, aufregende und ergreifend schöne Weise zu präsentieren und dabei die Seele seiner afrikanischen Wurzeln zu bewahren. Dieses Album wird aufrütteln und verändern.

„Hymns Of Bantu“ von Abel Selaocoe erscheint am 21.02.2025 bei Warner. (Beitragsbild von Christina Ebenezer)

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