ABBA: Voyage – Albumreview

ABBA credit Baillie Walsh

Es ist wahr: ABBA sind wieder da. Mit Songs, die so nur sie schreiben können

Wahre Größe erkennt man immer auch an der Anzahl der Hater. U2, Queen, die Stones oder Radiohead können ein Lied davon singen. ABBA mit Sicherheit auch. Einer bedingungslosen Verehrung auf der einen Seite steht auf der anderen strikte Ablehnung gegenüber. Ist wohl einfach so. Und wird sich auch mit dieser Platte nicht ändern. Aber der Reihe nach: Dass die vier Schweden mehr sind als nur eine Fußnote in der Popgeschichte, sondern vermutlich eines ihrer dicksten Kapitel, kann dennoch niemand abstreiten. Belege dafür sind nicht zuletzt die weiterhin imposanten Verkaufs- und Streamingzahlen. Seit ihrer Trennung 1982 hofften Fans beharrlich auf ein Comeback. Nach einigen ins Leere laufenden Andeutungen und abgelehnten Giga-Gagen für Konzerte sickerte Mitte dieses Jahres dann die Gewissheit durch: Es passiert wirklich.

ABBA sind nach 40 Jahren zurück

Anfang September erschienen die beiden Tracks „I Still Have Faith In You“ und „Don’t Shut Me Down“. Die Reaktionen hätten emotionaler kaum sein können. Wer die YouTube-Kommentare unter beiden Videos studiert, gewinnt den Glauben an das Gute in der Welt zurück. Da liest man von Menschen, die das erste Mal seit ihrer Kindheit wieder weinten, von Autofahrern, die auf ihrem Weg von A nach B rechts ran fuhren, um die Musik in sich aufzusaugen, von Ehepaaren, die sich gleich nochmal das Ja-Wort gaben. „What A Day To Be Alive“ postete eine. Nach 40 Jahren Abstinenz schließen ABBA eine Lücke, die nie geschlossen werden konnte.

Die Magie ist sofort da

Die überschwänglichen Reaktionen auf die Vorabsingles sind absolut nachvollziehbar. Und auch handwerklich hält das Album dieses Versprechen ein. Was ABBA auf „Voyager“ anbieten, ist große Songwriterkunst. Vom ersten Ton des Openers „I Still Have Faith In You“ an bis zum letzten Ton von „Ode To Freedom“ ist die Welt ausgeschaltet. Und es ist nichts als Musik. ABBA arbeiten dafür mit den ihnen typischen Stilmitteln. Die Harmonien sind so eigen und einzigartig, als würden Björn und Benny mit anderen Zutaten arbeiten als der Rest der Welt.

Besonders gelungen sind neben dem Hit „Don’t Shut Me Down“ vor allem das dramatische von Agnetha gesungene „I Can Be That Woman“. Ihre Stimme trägt Weisheit, ist aber weiterhin glasklar und kraftvoll. Auch die Tanznummer „Just a Notion“ überzeugt mit seinem Drive. Die Discoliebhaber werden vor allem „Keep an Eye on Dan“ schätzen. Erstaunlich ist, dass nahezu alle Songs vertraut klingen. Wahrscheinlich ist das die Erfolgsformel von ABBA: Glücksgefühle produzieren mit Musik, die so vertraut klingt wie das eigene Zuhause und so eine Pause vom Alltag zu ermöglichen.

Voyage ist der letzte Vorhang

Nach dieser Platte ( es ist ihre neunte insgesamt) ist dann aber offiziell Schluss. Mehr Songs wird es von ABBA nicht geben. Und diesmal scheint es wahr. Doch das ist nun kein Schmerz mehr. Die Lücke ist geschlossen. Die Geschichte von ABBA wäre nicht komplett gewesen ohne „Voyage“. Und die der Popmusik auch nicht. Da kann haten, wer will.

„Voyage“ von ABBA erscheint am 05.11.2021 bei Universal Music. (Beitragsbild von Baillie Walsh)

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