Blond: Martini Sprite – Albumreview

Blond by Anja Jurleit

Eine Abrechnung mit Spaß und Selbstironie des Chemnitzer Trios Blond   

Nach zwei EPs, Auftritten u.a. beim Reeperbahn Festival, und einem Song des Tages bei Sounds & Books – das für dieses Magazin allzu passende „Book“ war damals der erste Vorbote zur im Oktober 2017 erschienenen EP „Trendy“ – melden sich Blond mit ihrem ersten Longplayer zurück. Das in Chemnitz beheimatete Trio zeigt sich auf „Martini Sprite“ musikalisch und textlich auf der Höhe der Zeit, vielfältig und ausgelassen.

Die Mühe hat sich gelohnt

Blond Martini Spirit Cover Rough Trade

Die Schwestern Lotta und Nina Kummer (ihre Brüder Felix und Till sind Mitglieder bei Kraftklub) sowie Johann Bonitz geben im halbminütigen Intro den Takt vor. Musik sei ihr Leben, sie hätten sich Mühe mit dem Album gegeben, wir sollen ihnen eine Chance geben, zu ihren Songs lachen, tanzen, weinen und singen. Die Mühe hat sich gelohnt, denn das Album klingt eher unangestrengt und wie mühelos arrangiert. Da hinterlässt der funkige Einschlag im Indie-Disco-Pop-Opener „Autogen“ schon mal einen sehr lässigen Eindruck, auch wenn im Text die Entspannung so schwer fällt. Wesentlich heftiger fällt dagegen der Indie-Rock-Kracher „Nah bei dir“ aus und auch „Es könnte grad nicht schöner sein“, in dem die Kummer-Schwestern frei und frank von der weiblichen Periode singen, fegt wie ein Orkan über uns herein.

Blond zwischen Lassie Singers und Die toten Crackhuren im Kofferraum

Die Blond-Texte sind offenherzig, kämpferisch, aber auch witzig, und sie sind selbstironisch, eine Gabe, die scheinbar einer ganzen Social-Media-Generation abgeht. Die Kummers singen also über die Menstruation, über schlaumeiernde Männer (Thorsten“), über die Liebe in Tinder-Zeiten („Match“), über das harte Leben on the road („Las Vegas Glamour“) oder über rücksichtslose Autobahnraser („Sanifair Millionär“). Sie gehen in ihrer Abrechnung nicht zimperlich vor und finden sich mit ihrem Mix aus Indie-Pop, Alternative-Rock, HipHop und fast lupenreinem Pop („Hit“) irgendwo zwischen den Lassie Singers und Die toten Crackhuren im Kofferraum wieder. Und das alles bringt den Hörern ziemlich viel Spaß. Weiter so, Blond!

„Martini Sprite“ von Blond erscheint am 31.01.2020 bei Rough Trade. (Beitragsbild von Ernesto Uhlmann)  

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben