Bastille live in Hamburg 2020 – Konzertreview

Bastille by Olivia Pohlenz

Pomp und „Pompeii“: Channel Aid mit Bastille in der Elbphilharmonie

Zum dritten mal fand am 04.01.2020 das Charity-Konzert „Channel Aid“ im Großen Saal der Elbphilharmonie statt. Und dennoch gab es eine Premiere: Die britische Indie-Rockband Bastille präsentierte erstmals ihre Songs in orchestrierter Fassung, welche für diesen Anlass arrangiert wurden. Gemeinsam mit dem multinationalen Orchester Baltic Sea Philharmonic unter der Leitung von Kristjan Järvi und einem zusätzlichen Gospelchor gelang ein spektakuläres Konzert.

Bastille und das Baltic Sea Philharmonic Orchester

Das mit einem Countdown dramatisch eingeleitete Event wurde zunächst in der ersten Hälfte von den zwei YouTuberinnen Allie Sherlock und Madilyn Bailey eröffnet. Fest in der Mitte der Pop-Musik stehend, schmetterten die beiden Newcomerinnen eigene sowie gecoverte Stücke in Solo- und Duo-Besetzung, wodurch sich insgesamt ein drastischer Kontrast zur zweiten Hälfte darbot. In dieser versammelten sich mit Bastille, dem Baltic Sea Philharmonic und dem London Gospel Choir insgesamt um die 70 Musiker auf der Bühne und erzeugten einen massiven Klang. Fast schon pompös wirkte die Mischung aus Chor, Orchester und Band samt Electronics. Schnell zeigte sich, dass sowohl das Orchester als auch der Gospelchor, trotz aller technischer Bemühungen, nicht einwandfrei durch die deutlich lautere, vierköpfige Band hindurchdringen konnten. Dennoch kam jede Partei zum Zug, wie etwa in der Neuinterpretation von Bastilles Hit-Song „Pompeii“, ausschließlich mit Frontsänger Dan Smith und Chor, in der man die Stimmen der Sänger und Sängerinnen in voller Gänze vernehmen konnte. So wurde aus dem gewohnt schwungvollen Lied nahezu eine anrührende Ballade, die sich zudem wie ein Ruhepol von der sonst so geladenen Show abhob. 

Ein bombastisches Musikspektakel

Bei der Darbietung von „The Waves“ wurde besonders das Baltic Sea Philharmonic in Szene gesetzt: Es hüllte das Publikum tatsächlich in eine Welle aus flirrenden und herumschwebenden Klängen, die durch die verschiedenen Stimmen flatterten. Zusammen mit den elektronischen Sounds der Gitarre entstand besonders an dieser Stelle ein organischer Gesamtklang. Abgerundet wurden diese Klangwogen von einer bunten LED-Lichtshow im Saal, die den Zuhörerraum in einen Sternenhimmel zu verwandeln vermochten und kurz fühlte man sich in eine Zauberwelt versetzt. Besonders gelungen waren die abwechslungsreichen Arrangements, in denen auch sehr ruhige und zarte Abschnitte den knalligen und energetischen Partien gegenüberstanden, welche aber besonders die ausverkaufte Halle zum Toben brachten: Das laut jubelnde Publikum konnte nicht lange die Füße still halten und so tanzten und klatschten die Zuhörer und Zuhörerinnen begeistert in allen Reihen – ein vielleicht seltener und ungewöhnlicher Anblick des Großen Saals in der Elbphilharmonie.

Somit ging ein bombastisches Musikspektakel zu Ende, welches zwar teils an der Oberfläche des Überladenen kratzte, aber trotzdem als Event der anderen Art überzeugen konnte. Nicht ohne Grund sind insbesondere die Band Bastille und das Baltic Sea Philharmonic auch dafür bekannt: Mit ihnen trafen hier zwei musikalische Instanzen aufeinander, die sich beide dem Genreübergreifenden und damit auch der Innovation verschrieben haben. Das zeigte sich abermals in diesem außergewöhnlichen Crossover-Projekt, was auf weitere Zusammenarbeit in der Zukunft hoffen lässt.

Das gesamte „Channel Aid“ Konzert wurde live auf YouTube übertragen. Die Erlöse des Ticketverkaufs und der Klicks online sollen Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Handicap zu Gute kommen.

(Beitragsbild von Olivia Pohlenz)

Kommentar schreiben