Seratones live in Hamburg 2019 – Konzertreview

Seratones live Hamburg Molotow SkyBar by Gérard Otremba

Eine Stunde Soul-Rock der besten Kategorie bot die Band Seratones in der SkyBar des Hamburger Molotow

Nach ihrem Debütalbum „Get Gone“ nahm die aus Shreveport, Louisiana, stammende Band Seratones Korrekturen im Line-Up und Klangbild vor. Auf ihrem neuen, im August veröffentlichten und bei Sounds & Books besprochenen Nachfolger „Power“ erweiterte die Formation den noch sehr vom Garagen-Rock  geprägten Sound des Erstlings um deutlich mehr Vintage-Soul. Möglich machte diese Entwicklung die Trennung von Gitarrist Connor Davis, der durch Travis Stewart ersetzt wurde, und die Hinzunahme von Keyboarder Tyran Coker, die mit Bassist Adam Davis, Schlagzeuger Jesse Gabriel und natürlich Sängerin AJ Haynes am 23.11.2019 die Songs ihres aktuellen Albums live in der SkyBar des Molotow vorstellten.

Moa McKay & The Flying Cabaret als passende Supportband

Wer indes bereits um 20.15 Uhr den Weg in den ersten Stock des Clubs auf der Reeperbahn geschafft hat, wurde noch Zeuge des halbstündigen Auftritts von Moa McKay & The Flying Cabaret. Und bereute dies nicht. Die in Berlin lebende Gruppe mit der in Schweden aufgewachsenen Sängerin Moa McKay, Gitarrist Tristan Banks, Bassist Viktor Velinov sowie Gabriele Garbin am Schlagzeug, hat sich einem ausdrucksstarken Neo-Soul mit sanften Funk- und R&B-Einflüssen verschrieben, der die Traurigkeit einer Billie Holliday genauso inhaliert wie die Geschmeidigkeit diverser Amy-Winehouse-Songs. Entspannter Bar-Lounge-Sound und Tanz-Party-Musik, mit Moa McKay & The Flying Cabaret ist beides möglich. Kam so gut an, dass sogar eine Zugabe erklatscht wurde. Und eine EP mit dem Titel „Night & Day“ ist ebenfalls erhältlich. Nach diesem sehr feinen Support betraten die Seratones-Mitglieder gegen 21.20 Uhr die kleine Bühne der Molotow-SkyBar und wie der Titel des neuen Albums es verspricht, Power bekamen die Konzertbesucher definitiv geboten. Die Konzentration galt der stimmgewaltigen Frontfrau AJ Haynes, die zwischen eleganter Soul-Diva und Rock-Energiebündel die ganze Klaviatur einer versierten Sängerin zu bieten hatte.

Mit Seratones im siebten Soul-Rock-Himmel

Mit Honig ölte sie ihre Stimme, bevor es mit einer krachledernen Version von  „Heart Attack“ schon zu Beginn in voller Lautstärke mächtig zur Sache ging. Der Motown-Stax-Soul brach sich in den anschließenden „Who Are You Now, „Over You“ und besonders im am Girl-Group-Pop der Sixties orientierenden „Fear“ Bahn. Dazwischen die beiden Balladen „Lie To My Face“ (mit ergreifend-barmenden Haynes-Vocals) und „Permission“ (mit Gospel-Touch). Immer wieder bezog AJ Haynes das Publikum mit ein, bat um Fingerschnippen, gesellte sich unter die Fans, sang und tanzte mit ihnen. Die Garagen-Rock-Zeiten beschworen Seratones mit „Necromancer“ und bei „Power“ und den beiden Zugaben verwandelten die Gäste in den ersten Reihen vor der Bühne das Konzert zu einem großen Tanzvergnügen. Mit der euphorischen Live-Version von „Don’t Need It“ beendeten Seratones ihren Auftritt. 60 Minuten Soul-Rock der besten Kategorie. Mitreißend und überschwänglich.

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