Die Realität: Bubblegum Noir – Albumreview

Die Realität Pressefoto Trikont

Ein berauschender Klangkosmos von Eric Pfeil und Die Realität

Erstaunlich genug, dass sich noch keine deutsche Band Die Realität genannt hat. Der Musiker und Rolling-Stone-Kolumnist Eric Pfeil hat diesen Zustand zusammen mit Felix Hedderich und Alfred Jansen geändert. Sie nennen sich also Die Realität und geben sich die Pseudonyme Eloy Wermelskirchen, Pierre Itansha und Kevin Lopstift. Schaut man sich die Trackliste ihres Debütalbums „Bubblegum Noir“ an, fällt natürlich sofort der an sechster Stelle platzierte Song „Robert Forster/Grant McLennan“ auf. Und mal ehrlich: Wer einen Song nach dem The-Go-Betweens-Songwriter-Duo betitelt, kann nur ein guter Mensch sein und musikalisch wohl gar nicht mehr so viel falsch machen.

Ein hypnotischer Psychedelic-Trip mit Die Realität

Die Realität Bubblegum Noir Cover Trikont

Mit dem Kölner Trio haben wir es dann gleich mit drei guten Menschen zu tun, die uns auf „Bubblegum Noir“ in einen berauschenden Pop-Klangkosmos entführen. In „Robert Forster/Grant McLennan“ kommen sie dem hochinfektiösen und melodischen Indie-Pop der Go-Betweens auch noch so unendlich nahe, dass man Die Realität spätestens dann ins Herz geschlossen hat. Zu Beginn bricht die Band mit etwaigen Berührungsängsten („Keine Angst, es ist nur die Realität“) und mit einem treibenden und geklöppelten Perkussion-Beat sowie surrealen Synthieflächen begeben wir uns auf einen hypnotischen, sechseinhalbminütigen Psychedelic-Trip. Ein Tanzfeger für jede Indie-Disco. Von herrlich schwingender Wehmut im euphorischen Gewand kündigt das melodieverliebte „Sommer vorbei“. Hier treffen die Dream-Pop-Flaming-Lips auf Beck in seiner „Sea Change“-Phase. Einfach verliebenswert. Bei „Paradies“ hat sich Bob Dylans „Things Have Changed“ eingeschmuggelt und Eric Pfeil dichtet: „Die Pistolenmädchen kiffen vor der Stadtbücherei, es war ein langer, harter Sommer“. Die originellen Texte und die einen in ihren Bann ziehende Musik gehen auf „Bubblegum Noir“ eine bemerkenswerte Symbiose ein.

Federleichter Pop und tanzbare Schwermut

„Ein romantisches Leben“ schwebt über unseren Köpfen und wartet noch mit einem traumverlorenen Saxophonsolo von Christoph Clöser (Bohren & Der Club Of Gore) auf. „Frei und verloren“ beginnt verspielt und verspult wie mancher Wilco-Song und findet den Weg in eine Noise-Rock-Attacke ersten Grades. Im federleichten Pop von „St. Georg“ sinniert Pfeil über eine „Zeit, die besser war“ in selbstironischer Manier und wir geben uns der fluffigen Melancholie hin, bevor wir für neun Minuten in „Die traurige Diskothek“ eintauchen und in tanzbarer Schwermut versinken. Und am Ende werden wir noch mit zwei himmlischen Bonus-Tracks belohnt. Ein Album, das Wahn und Wirklichkeit verbindet. Werdet auch ihr, frei nach Funny van Dannen, „Freunde der Realität“.

„Bubblegum Noir“ von Die Realität ist am 04.10.2019 bei Trikont erschienen.  

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