Miu: Modern Retro Soul – Albumreview

Miu by Elena Zaucke

Die Hamburger Songwriterin Miu berührt und inspiriert mit ihrer Musik auf „Modern Retro Soul“

Was für eine Stimme, was für ein Sound, was für ein Album! Die Hamburger Künstlerin Miu schafft es scheinbar mühelos, den längst vergessen geglaubten Clubsound der 60er Jahre mit frischen, modernen Beats zu vereinen. Beim entspannten Hören des von Sounds & Books mit einem Song des Tages angekündigten Doppelalbums „Modern Retro Soul“ entsteht sofort das Bild legendärer Nachtclubs vor dem inneren Auge des Zuhörers – jubelnde Zuschauer auf rot gepolsterten Ledersesseln, die leidenschaftliche Saxophonistin mit dem Jazz im Blut, der Kontrabassist, der lässig die Saiten zupft, im Spotlight die geheimnisvolle Lady im atemberaubenden Kleid.

Eine Hymne für Freiberufler

Miu Modern Retro Soul Cover Blue Eyed Soul

„Take The Money And Run“ – bereits der erste Titel auf „Modern Soul“ sorgt für Dynamik, die sowohl in Text als auch im Rhythmus weitergetragen wird und direkt zum Kopf- und Fußwippen animiert. Der perfekte Soundtrack für eine Gaunerkomödie. Weiter geht es mit „Up And Down“, ein Song, der wie die ideale Hymne für alle Freiberufler daherkommt: „I’ve been procrastinating and I’ve been working hard and I’ve been up and down and up and down and up and down.” Fantastisch. Verzerrte Gitarren und Texte, die zum genauen Hinhören auffordern, prägen die folgenden Songs. Eine echte Überraschung erwartet den Hörer mit „Sweet Nothing“ – mehr wird auch hier nicht verraten. Hier sollte, ja muss sich jeder selbst ein Bild machen. Einen schönen Kreis zieht die kurze Instrumentalnummer am Ende der ersten CD: „I Took The Money And Ran“.

Mius facettenreiche Musik

Der zweite Teil des Doppelalbums, „Retro Soul“, zeigt, wie der Titel schon ahnen lässt, eine weitere Facette von Mius großartigem musikalischen Repertoire. Zwischen Soul, Funk und Jazz spielen und singen sich die Profimusiker – Gitarren, Streicher, Bläser, Drums, Bass, Percussions und Backgroundvocals – in die Herzen und Ohren ihres Auditoriums. Der noch durch Synthesizer verstärkte volle Sound wird in Songs wie „It’s A Trap“, „Risin‘ High“ oder „9 Lives“ nur durch die soulige Stimme von Miu getoppt. Im Gegensatz dazu zeigt sie mit „Be The Bigger Person“, dass auch eine einfache Pianobegleitung effektvoll Text und Stimme in den Vordergrund setzen kann. „I’m working so hard to make look it easy” ist nicht nur eine tolle Zeile in einem luftig-leichten Lied, sondern auch auf die ganze Produktion von Miu übertragbar.

Miu erklärt

Warum sich Miu gleich an ein Doppelalbum gewagt hat, erklärt sie selbst: „Mir war es wichtig, ein Album zu machen, das alles vereint, was ich selbst gern mag. Meine Einflüsse sind eben nicht nur retro und auch nicht nur aktuell. Ich mag Leon Bridges genauso wie die ersten Lenny-Kravitz-Platten oder alten Motown oder das starke Songwriting und den Live-Charakter aus Nashville. Beide Platten machen für sich alleine, aber vor allem im Kontext zu meiner musikalischen Sozialisierung Sinn. Und warum nicht einfach ein Doppelalbum raushauen?“ Nun, damit hat sie eindeutig recht – es wäre ein Verlust gewesen, nur einen Song nicht zu hören.

„Modern Retro Soul“ von Miu erscheint am 04.10.2019 bei Blue Eyed Soul (Beitragsbild von Elena Zaucke).

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