Bon Iver: i,i – Albumreview

Bon Iver by Graham Tolbert und Crystal Quinn

Auf dem Album „i,i“ entwickelt Bon Iver seine Songformel konsequent weiter

Es geht sperrig los. „Yi“ schält sich aus lärmenden Stakkato-Synthies hervor, Justin Vernons Stimme ist zunächst verzerrt. Erst ab der Mitte des Songs zieht Wärme ein – und macht klar: Bon Iver ist wirklich zurück. Wie sein Publikum konnte es wohl auch Vernon selbst kaum mehr erwarten. Denn ursprünglich war „i,i“, sein viertes Album bisher, für den 30. August angekündigt. Doch jetzt hat er die 13 Tracks schon am Donnerstag digital gedroppt. Drei Wochen früher. Die Ungeduld ist nachvollziehbar, denn „i,i“ ist ein starkes Album geworden, das zum Licht drängt. Die Zutaten dieser Platte sind im Prinzip dieselben wie immer: Vernons meist in Falsett geschraubte Stimme, experimentelle Elektro-Sounds und warmer Folk. Eine Formel, die der Songwriter eigen hat und immer weiter entwickelt hat. Aber es ist nicht der Sound alleine. Vor allem aber ist es der intensive Vortrag, der Bon Ivers Musik so nachdrücklich verankert.

Bon Iver entwickelt seine Formel weiter

Bon Iver i,i Albumcover Jagjaguwar

Das ist auch auf „i,i“ so. Highlights der neuen Platte sind das dramaturgisch starke „iMi“, das berührende „Hey, Ma“, das mit Klavier, Harp und Chor ausgestattete „U (Man Like)“ sowie das bis aufs Skelett abgenagte „Marion“, auf dem Flöte und Streicher wunderbar interagieren. Aber auch das majestätische „Salem“ oder das vibrierende „RABi“ sind Schwergewichte, die nachhallen. Gut stehen der Platte auch die Gastmusiker zu Gesicht. In der Sonic Ranch in West Texas aufgenommen, lud Vernon zum Kern der Band (Sean Carey, Andrew Fitzpatrick, Mike Lewis, Matt McCaughan, Rob Moose und Jenn Wasner) auch James Blake, Brad und Phil Cook, Aaron und Bryce Dessner, Bruce Hornsby, Channy Leaneagh, Naeem, Velvet Negroni, Marta Salogni, Francis Starlite, Moses Sumney, TU Dance und viele mehr ein.

Stärker als der Vorgänger

„i,i“ ist eine konsequente Fortsetzung des Vorgängers „22, A Million“. Im direkten Vergleich stärker, weil variabler und gleichzeitig fokussierter. „It feels very much like the most adult record, the most complete”, sagt Vernon. „It feels like when you get through all this life, when the sun starts to set, and what happens is you start gaining perspective. And then you can put that perspective into more honest, generous work.” Starke Worte für eine starke Platte.

„i,i“ von Bon Iver erscheint am 30. August 2019 bei Jagjaguwar / Cargo und ist bereits digital erhältlich (Beitragsbild von Graham Tolbert und Crystal Quinn).

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