Bleached: Don’t You Think You’ve Had Enough?

Bleached by Nicky Giraffe

Viel Groove und hinreißender Pop auf dem neuen Bleached-Album

Sie sind jetzt nüchtern und haben die Drogenzeiten hinter sich gelassen. Die Schwestern Jennifer und Jessie Clavin haben mit „Don’t You Think You’ve Had Enough?“ ihr erstes Album im Zustand des vollen Bewusstseins ohne Hilfsmittelchen geschrieben. Die Clavin-Schwestern mögen genug von Alkohol und anderen Substanzen gehabt haben, aber ihre Partylaune ließen sie sich von diesem Lebenswandel nicht vermiesen. Das von Shane Stoneback (Vampire Weekend, Sleigh Bells) produzierte Album enthält zwölf neue Songs, die einen allesamt auf die Tanzfläche treiben. Ein großer Spaß mit weniger Punk und wesentlich mehr Pop als bisher von ihnen gehört.

Die Kraft der Melodie

Bleached Don't You Think You Had Enough Cover Dead Oceans

Kaum der Sucht entflohen, setzen Bleached mit ihrer dritten Platte mehr auf die Kraft der Melodie, weniger auf die Rohheit des Underground. Mehr Blondie, weniger Runaways. Dass Bleached noch immer dem Punkrock zugetan sind und weiterhin auch den Runaways huldigen, zeigen sie im aufgekratzten und vorwärtspolternden „Real Life“. Auch das Ende des Abschlusstracks „Shitty Ballet“, das in den ersten drei Minuten lediglich mit akustischen Gitarren und harmonischem Gesangsparts auskommt und in der letzten Minute wie vom Hafer gestochen zu einer wüst-lauten Orgie ausartet, erinnert an die Bandursprünge. Natürlich kreisen die Gitarren im Anschlag bereits im Opener „Heartbeat Away“, doch gönnen sich die Clavins einen gar liebreizend-verschmusten Mitteilteil. „Daydream“ dreht ebenfalls sofort auf, aber der catchy Chorus verweist auf den vergrößerten Popanteil des Albums hin.

Mitreißende Bleached-Songs

Dazwischen „Hard To Kill“. Eine entwaffnende, gepfiffene Melodie sowie ein wahnsinnig lässiger New-Wave-Disco-Groove, mehr Blondie ist kaum möglich. Müsste ein eigentlich als Smash-Hit durchstarten. So setzt sich der Pop auf „Don’t You Think You’ve Had Enough?“ in fast jedem Song durch und gönnt sich gar wehmütige Züge im herzergreifenden „Somebody Dial 911“. Zum New-Wave-Disco-Groove finden Bleached dann noch den Funk („Kiss You Goodbye“), von der Indie-Rock-Euphorie eines Songs wie „Rebound City“ lässt man sich sowieso gerne mitreißen und auch „Silly Girl“ lebt von einem fast beiläufigen, aber hinreißenden und total ansteckenden Groove. Eine musikalische Vergangenheitsbewältigung des kalifornischen Duos, die es in sich hat.

„Don’t You Think You’ve Had Enough?“ von Bleached erscheint am 12.07.2019 bei Dead Oceans / Cargo Records (Beitragsbild von Nicky Giraffe).

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