Midnight Oil live in Hamburg 2019 – Konzertreview

Midnight Oil credit Tony Mott

Midnight Oil rocken immer noch so gut wie vor 30 Jahren

Nach Men At Work und INXS war Midnight Oil die dritte australische Band, die in den 80er-Jahren den Mainstream auch außerhalb der heimatlichen Gefilde eroberte. Mitte der 70er aus The Farm hervorgegangen, landete das Quintett um den charismatischen Frontmann Peter Garrett 1987 mit dem Album „Diesel And Dust“ und der zum damaligen Zeitpunkt auf allen Radiosendern rauf- und runtergespielten Single „Beds Are Burning“, die sich mit dem Schicksal der Aborigines beschäftigte, der internationale Durchbruch. Pop und Politik fanden in Midnight Oil ein gewichtiges Sprachrohr, gehörten auch Umweltschutz und Abrüstung zu den behandelten Themen in den ihren Texten. Spätestens 1990 mit ihrem noch erfolgreicheren „Diesel And Dust“-Nachfolger „Blue Sky Mining“ klangen Midnight Oil so geschmeidig und melodiös wie R.E.M.. Nach vier weiteren Platten war Anfang der Nuller-Jahre Schluss, seit zwei Jahren touren Midnight Oil wieder gemeinsam durch die Welt.

Ein Midnight Oil-Auftakt nach Maß

Am 17.06.2019 führte sie der Weg auch in den Hamburger Stadtpark, wo sie auf der Freilichtbühne des Open-Air-Geländes einen Querschnitt ihres musikalischen Schaffens präsentierten. 30 Minuten nach dem Konzert von Wolf Maahn im Vorprogramm, der eine Dreiviertelstunde lang gemeinsam mit Matthias Keul (Pedal Steel, Bass und Keyboard) Songs aus seinem breitgefächerten Repertoire spielte, das bis zu den Hits der 80er, „Irgendwo In Deutschland“ und „Rosen im Asphalt“ reichte, betraten Peter Garrett, Martin Rotsey (Gitarre), Rob Hirst (Schlagzeug, Gesang), Jim Moginie (Gitarre, Keyboard, Vocals) und Bones Hillman (Bass, Vocals) die Stadtparkbühne. Garrett begrüßte noch schnell zwei, drei Fans in der ersten Reihe per Handschlag und dann stürzte er sich mit seinen Kollegen „The Dead Heart“, dem zweitbekanntesten Song nach „Beds Are Burning“ von „Diesel And Dust“, damals die erste Singleauskopplung. Sofort herrschte beste Laune, ein Auftakt nach Maß zum Mitsingen und Mitklatschen.

Zahlreiche Konzerthöhepunkte

In den folgenden zwei Stunden folgten zahlreiche Konzerthöhepunkte. Vom leuchtenden Gitarren-Pop von „Golden Age“ und „Truganini“, über den „Diesel And Dust“-Dreierpack „Whoah“, „Dreamworld“ und „Put Down That Weapon“, hin zu der Piano-Version von „My Country“. Sticheleien gegen Donald Trump und Hinweise auf die ausgebeuteten Ureinwohner Australiens gehörten genauso zum Programm wie Peter Garretts schlaksige Tanzbewegungen. Mit 66 Jahren hinterließ der Sänger einen überaus fitten Eindruck. Bestes Rock’n‘Roll-Alter. Der Endspurt begann früh und hatte es in sich. Einem expressiven „Only The Strong“ folgte ein bedrohliches „Warakurna“, dem edlen „Now Or Never Land“ ein monströses „Power And The Passion“ samt Drumsolo.

Finale furioso

Als dann Peter Garrett zur Harp griff und „Blue Sky Mining“ die Richtung wies, gab es kein Halten mehr im euphorisierten Publikum. Anschließend noch die Klassiker „Beds Are Burning“ (inklusive Saxophonbegleitung) und „Forgotten Years“ und fast waren die zwei Stunden schon wieder um. Für eine Zugabe war soeben noch Zeit und so ging der sommerliche Abend mit „King Of The Mountain“ zu Ende. Fazit: Midnight Oil rockten immer noch so gut wie zu ihrer Glanzzeit vor 30 Jahren und alle Fans sollten beim Hamburg-Konzert im Stadtpark voll auf ihre Kosten gekommen sein.

(Beitragsbild: Archivpressefoto von Tony Mott)   

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