Fatoni: Andorra – Albumreview

Fatoni by Jan Philip Welchering

Facettenreiches Selbstportrait des Rappers Fatoni

Als Fatoni 2000 mit dem Rappen anfing, war Cro zehn Jahre alt und Kollegah zog noch Malwettbewerbe dem Battlerap vor. Als Fatoni 2015 das erste Mal in den Charts landete, hatte Cro schon allein in Deutschland zehn Platin-Schallplatten gesammelt und Kollegah knackte mit King gerade alle Verkaufsrekorde. So lässig Fatoni von einer ganzen Rapper-Generation überholt wurde, so entspannt grüßt er nun wieder von der Überholspur – nicht chart-technisch, aber mit Blick auf seine Beliebtheit. 

Fatoni, der Kritikerliebling

Eigentlich mag jeder Rap-Fan Fatoni. Wenn man ihn nicht feiert, schätzt man ihn zumindest. Seine Wortspiele, seine Rap-Skills und seine ursympathische Art. Spätestens seit „Yo, Picasso“ ist dem Münchener eigentlich alles gelungen. Dafür, dass das mit den ganzen großen Chart-Hits trotzdem nichts wird, sorgt Fatoni erfolgreich selbst. Und sagt das auf „Ich glaube mit mir stimmt was nicht“ auch ganz offen. Es ist eines dieser sperrigen Lieder, was erst beim sechsten Mal hören in’s Ohr geht – wenn überhaupt. Auch 50-sekündige Instrumentalintros sind in Spotify-Zeiten nur noch bei den Künstlern zu finden, denen die Charts eh komplett egal sind.

Druckvoll, Melodisch, Clever

Fatoni Andorra Cover Universal Music

Auch wenn „Andorra“ nun kein Mixtape sondern ein vollwertiges Album ist, ist es genauso verspielt und vielseitig wie „Im Modus“. Melodisch genug, dass man schon beim ersten Durchgang einige Songs mitsingen kann. Druckvoll genug, dass live die Masse zu „Burj Khalifa“ oder „Nein Nein Nein Nein Nein Nein“ springen wird. Clever genug, dass die Texte und musikalischen Ideen auch außerhalb der Deutschrap-Blase Freunde finden werden.  

Anstatt vorwiegend auf die anderen und die Gesellschaft zu gucken, erzählt Fatoni auf „Andorra“ nun ungewöhnlich viel von seinen Zielen, seinen Zweifeln und seinem Leben. Klar, den großen Bogen zu komplexen Weltbildern, einer Deutschrap-Schelte oder der Digitalisierung schlägt er immer noch. Dieses Mal allerdings immer aus einer persönlicheren Perspektive.

Melancholie und Verschrobenheit

Dramaturgisch fällt das Album leider nach der kraftvollen ersten Hälfte ab und endet auf einem Mix aus ruhiger Melancholie und Verschrobenheit – Facetten, die allerdings auch zu Fatoni gehören. Wenn wir aber schon die Sortierung der Songs diskutieren, ist die Kritik auch bei „Andorra“ wieder auf einem sehr hohen Niveau angelangt. Insgesamt kann man nämlich Fatonis bescheidene Selbsteinschätzung einfach unterschreiben: „Zum Glück ist mein Produzent ein Arzt, denn ich bin so sick!“ 


„Andorra“ von Fatoni erscheint am 07.06.2019 bei Universal. (Beitragsbild von Jan Philip Welchering)

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