Dirk von Lowtzow im Interview

Dirk von Lowtzow credit Jutta Pohlmann

Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow im Interview zu seinem Buch „Aus dem Dachsbau“

Mit seiner Band Tocotronic hat Dirk von Lowtzow deutsche Rockgeschichte geschrieben, mit dem bei Sounds & Books besprochenen Band „Aus dem Dachsbau“ ein erstes, bei Kiepenheuer & Witsch veröffentlichtes, Buch. Im Sounds & Books-Interview verrät Dirk von Lowtzow, weshalb die Kapitel in „Aus dem Dachsbau“ alphabetisch geordnet sind, wie es ihm auf der Leipziger Buchmesse 2019 erging, was er von Nostalgie hält, ob er ein melancholischer Mensch ist und wie gut er sich bei seinem Verlag betreut fühlt. Viel Vergnügen mit dem Dirk von Lowtzow-Interview (Beitragsbild: Dirk von Lowtzow von Jutta Pohlmann).

Dirk, Du hast die Leipziger Buchmesse 2019 als Autor miterlebt. Welche Eindrücke hast Du gesammelt und mitgenommen?

Ich habe am 21. März, meinem Geburtstag, im Conne Island meine erste Lesung gehabt, das war eine sehr schöne Erfahrung. Ich mag den Ort sehr, ich fühle mich dort regelrecht zu Hause. Auf der Messe hatte ich anderntags ein paar sehr schöne Gespräche, beispielsweise mit Christine Käppeler am „Freitag“-Stand.

Es war ein anstrengender, aber gewinnbringender Tag. Der ICE zurück nach Berlin war völlig überfüllt und ich kauerte mit meiner Gitarre im Gang.

Mit Deinem Buch „Aus dem Dachsbau“ warst Du auf Lesetour und hast Dich dem Publikum allein, ohne Deine Band Tocotronic gegenübergestellt. Ein gravierender Unterschied für Dich? Ist die Anspannung größer an einem Leseabend?

Nein, ich habe mich eigentlich bei allen Lese-Abenden entspannt und geradezu ungezwungen gefühlt. Das Publikum war extrem aufmerksam und liebenswürdig und man konnte es im Saal knistern hören, bilde ich mir ein.

Dein Buch ist beim Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen, wo auch bereits Dein Musikerkollege Thees Uhlmann seinen Debütroman „Sophia, der Tod und ich“ veröffentlicht hat. Wie bist Du bei Kiepenheuer & Witsch gelandet und wie gut fühlst Du Dich dort betreut?

Ich fühle mich dort sehr gut betreut.

Meine Lektorin Sandra Heinrici hatte viel Verständnis für die ungewöhnliche Form des Buches und große Hingabe bei der Arbeit am Text. Die Atmosphäre im Verlag ist herzlich und familiär, gleichzeitig respektvoll. Ich kann also wirklich nicht klagen.

Du hast auf dem letzten Tocotronic-Album „Die Unendlichkeit“ Biographisches verarbeitet und knüpfst mit dem Buch „Aus dem Dachsbau“ dort an. Wann und wie entstand die Idee, eine  Art Weiterführung des Albums in Buchform zu veröffentlichen?

Es hat sich „einfach so“ ergeben, und wenn sich etwas „einfach so“ ergibt, bin ich der Sache gegenüber immer sehr aufgeschlossen. Es war wie eine Überblendung von einem Genre in ein anderes. Von Lyrik in Prosa, gewissermaßen. In der Prosa selbst ging es dann vom rein biografischen über ins fantastische, groteske und magische. Eine Reise durch verschiedene Zonen.

War es für Dich von Anfang an klar, dass es sich hierbei um Prosa-Miniaturen, wie sie nun vorliegen, handeln würde, oder gab es Überlegungen hinsichtlich einer „epischen“ Autobiographie?

Nein. Ich mag die kleine Form, die sogenannte „kleine Literatur“. 

Das Epische liegt mir nicht so. 

Beim Schreiben habe ich gemerkt, dass je kürzer und ausgeronnener die Texte waren, umso wahrhaftiger und stärker sie mir erschienen.

„Aus dem Dachsbau“ ist nach alphabetischen Eintragungen von A-Z gegliedert. Wie kann es zu diesem stringenten Aufbau?

Ich liebe Enzyklopädien und Lexika, Fibeln und Leitfäden. Die Form ist demokratisch und uncodiert und man kann sie leicht ins labyrinthische „verrücken“.

Einige Deiner literarischen Miniaturen lesen sich wie clevere Kurzgeschichten. Denkst Du nach den Erfahrungen mit diesem Buch darüber nach, in absehbarer  Zeit einen Erzählband oder einen Roman zu schreiben?

Da ich weiß, dass Du es für Dich behalten würdest, würde ich es Dir sagen, wenn ich in dieser Richtung etwas geplant hätte, allein, ich weiß es wirklich nicht.

Der Titel Deines Buches bezieht sich auf Zeichnungen / Comics, die Du in Deiner Jugend angefertigt hast, darunter befindet sich der „melancholische Dachs mit Namen Daniel“. Hast Du irgendwann mit diesem Hobby aufgehört, oder gibt es aktuelle Zeichnungen und Ideen für weitere Comic-Strips?

Leider nein, meine Skills sind zu beschränkt. Der Kollege Zank (Tocotronic-Schlagzeuger Arne Zank, die Red.), ist hier wesentlich begabter.

Würdest Du Dich selbst als einen melancholischen Menschen bezeichnen?

Nein.

„Aus dem Dachsbau“ ist ein Buch, das auf Erinnerungen basiert. Ging die Arbeit bei Dir mit nostalgischen Gefühlen einher?

Nein. Erinnerungen sind für mich interessant, weil aus ihnen Dinge entstehen und sich dabei verändern. Nostalgie finde ich Zeitverschwendung, weil man in ihr die Vergangenheit einmottet. 

Wie häufig besuchst Du Deinen Heimatort im Schwarzwald und was empfindest Du jetzt, wenn Du Dich dort aufhältst?

Ich liebe die Landschaft um Offenburg herum und ich freue mich immer sehr meine Eltern zu sehen. Das kommt leider nur etwa 2-3 mal im Jahr vor. Aber wir telephonieren häufig, ich bin einer der wenigen Menschen, die es lieben zu telephonieren.

Nun kennst Du seit vielen Jahren die Musikbranche, jetzt auch die Buchbranche näher. Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten konntest Du feststellen?

Bedaure. Ich glaube das führte jetzt etwas zu weit.

 Herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen.

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