Ohtis: Curve Of Earth – Albumreview

Ohtis credit Alexa Viscius

Bester Americana-Indie-Country-Folk von Ohtis

Bereits auf der Highschool im heimatlichen Normal, Illinois, lernten sich Sam Swinson und Adam Pressley kennen, bevor einige Zeit später Multiinstrumentalist Nate Han das Ohtis-Line-Up komplettierte. Die schwere Drogensucht von Songwriter Swinson führte 2009 dazu, dass sich Pressley und Hahn von Swinson distanzierten und die Band fortan nicht mehr existierte. Die drei Musiker blieben jedoch weiterhin in Kontakt, tauschten Ideen über eine nunmehr existierende örtliche Distanz aus (Sam Swinson wohnte mittlerweile in Los Angeles, Pressley in Detroit, Hahn in Chicago), aber ohne konkrete Albumpläne.

Die Chamber-Folk-Noir-Seite von Ohtis

Ohtis Curve Of Earth Cover Full Time Hobby

Erst nach Swinsons Entzugs- und Reha-Zeit reformierten sich Ohtis endgültig wieder. So ist nach vielen Jahren mit „Curve Of Earth“ tatsächlich noch ein Debütalbum entstanden, das sich thematisch ganz um Swinsons Kämpfe, Abhängigkeiten und Erlösungen dreht. Die Musik auf „Curve Of Earth“ ist klassischer Americana-Indie-Songwriter-Country-Folk, dessen Sound Swinsons schwierige Zeit in einem würdigen Rahmen reflektiert. Dass sich diese in Folk-Noir-haften Passagen widerspiegelt, verwundert somit natürlich nicht. Der Chamber-Folk von „Little Sister“ ist ein wunderbares Beispiel. Lediglich eine akustische Gitarre und Streicher begleiten Swinsons zeitlupenhafte Baritonstimme, Schönheit und Schwermut gehen hier mal wieder eine makellose Symbiose ein. Im Opener „Pervert Blood“ barmt sich Sam Swinson voller Wehmut durch seinen Text, ein wohltemperiert-dezentes Schlagzeugspiel, dazu die Akustische und im Hintergrund die sehnsuchtsvolle Pedal-Steel-Gitarre. Mehr ist nicht nötig, um uns in den Bann zu ziehen.

Ein großer Genuss

Auch das bei Sounds & Books bereits als Song des Tages vorgestellte „Runnin“ lebt von der Pedal-Steel-Gitarre und der Traurigkeit im Harmonisch-Schönen, diverse Wilco-Songs sind hier nicht fern. Dagegen fühlt sich das perkussiv-groovige „Rehab“ fast schon wie ein fröhlicher Neubeginn an. „Black Blood“ wird von Ohtis kräftig durchgeschüttelt und in Euphorie-Pop gegossen, während „Diggin“ von einer gar liebreizenden Melodie umgarnt wird. Als majestätischer Crooner-Folk entpuppt sich das sechsminütige „Junkie Heaven“ und mit dem noch nicht einmal zwei Minuten dauernden, auf Gitarre, Piano und Percussion reduzierte „Serenity Prayer“ endet Swinsons Reise durch die dunkle Vergangenheit. Für die Hörer indes ein großer Genuss.

„Curve Of Earth“ von Ohtis“ ist am 29.03.2019 bei Full Time Hobby / Rough Trade erschienen (Beitragsbild von Alexa Viscius).

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