AnnenMayKantereit live in Hamburg 2019

AnnenMayKantereit Pressefoto Martin Lamberty

AnnenMayKantereit verzaubern die Hamburger Sporthalle mit musikalischer Lebensfreude

Am gestrigen Abend, 14.03.2019, spielten AnnenMayKantereit ihr Auftaktkonzert der nun kommenden Tour in der restlos ausverkauften Hamburger Sporthalle. Die Band aus Köln schaffte es, die textlich dominierende Melancholie musikalisch in pure Lebensfreude zu verwandeln. Dem Publikum wurde hierbei der perfekte Songmix geboten: Zahlreiche Tracks des aktuellen Albums „Schlagschatten“ wurden ergänzt um ältere „Klassiker“ der Gruppe und ließen, nach einem Abend gefüllt mit bedächtigem Zuhören, ausgelassenem Tanzen und textsicherem Mitsingen, ein gänzlich zufriedenes Publikum zurück.

Giant Rooks überzeugen im großen Stil als Vorband

Eröffnet wurde der Abend von Giant Rooks. Die Newcomer aus Nordrhein-Westfalen, die es seit einiger Zeit auch vermehrt in internationale Gefilde verschlägt, entführten in eine einzigartige Welt des für die Band typischen Indie-Pop-Sounds. Songs wie „New Estate“, „Bright Lies“ und „Chapel“, aber auch die neue Single „Wild Stare“ und das bisher unveröffentlichte „100 mg“ ließen die rau-reif verführerische Stimme des Sängers Frederik Rabe besonders glänzen. Der musikalische Spirit der fünf Tonkünstler spiegelte sich schließlich in tosendem Applaus der Zuschauer wider.

Der musikalische Mix von AnnenMayKantereit

Angefangen mit den für „Marie“ typischen Klängen der Ukulele, gefolgt von einem fetzig-euphorisierenden „Nur wegen dir“ und schließlich dem Klassiker „Wohin du gehst“ gelang der Band um Christopher Annen, Henning May, Severin Kantereit und Malte Luck ein überzeugender Einstieg in das knapp zwanzig Songs voller Energie und Emotionen geladene Konzert. Titel des ersten Albums „Alles Nix Konkretes“ wie „Es geht mir gut“, „Länger bleiben“, „21,22,23“ und „Pocahontas“ ließen die Zuschauer hierbei in Nostalgie schweben, Nummern des aktuellen Albums „Schlagschatten“ Neues erleben.

Magische Momente fürs Publikum

Der erste magische Moment bot sich dem Publikum, als sich bei „Du bist anders“ der schwarze Vorhang öffnete und sich ein schlichtes und doch umso imposanteres Bühnenbild – eine „Weiße Wand“ – aus leicht im Ventilatoren-Wind wehenden, weißen „Blättern“ eröffnete, die durch ihre gestaffelte Anordnung aber im Gegensatz zur „Weißen Wand“ vor allem Freiheit und Offenheit suggerierte. Vor dieser Szenerie wirkte „Schon krass“ schließlich noch ergreifender und auch mit „Alle Fragen“ wurde das Publikum anschließend erfolgreich in Welten der Melancholie entführt. Zweites Highlight war das wohlbekannte „Barfuß am Klavier“, von Henning May solo am Flügel performt, das auch drei Jahre nach Veröffentlichung stets noch Gänsehaut erzeugt, sobald die eindringliche Stimme Mays erklingt. Verstärkung bekamen AnnenMayKantereit an diesem Abend von Freund und Trompeter Ferdinand Schwarz, der die Band bei Titeln wie „Sieben Jahre“ und dem über das ermüdende Leben einer Flugbegleiterin erzählende „Jenny, Jenny“ unterstützte und in beeindruckenden Soli-Parts all sein Können unter Beweis stellte.

Gelungener Abschluss trotz oder gerade wegen ausbleibendem Zugabe-Brimborium

Aber auch Leichtigkeit und Liebe („Vielleicht vielleicht“) und Wochenendeuphorie („Freitagabend“) durften an diesem Abend nicht fehlen. Den Titel „Ich geh heut nicht mehr tanzen“ nahm das Publikum außerdem glücklicherweise nicht wörtlich und tanzte ausgelassen zu den catchy Rhythmen der Nummer. Eine weitere Überraschung boten AMK als sie sich von der Bühne entfernten, um schließlich mitten auf der linken Tribüne wieder aufzutauchen und von dort aus, nur mit der Gitarre begleitet und mit unglaublicher Nähe zu ihrem Publikum, einen bisher unveröffentlichten Song performten und die Zuschauer in ein „Ich will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit“ einstimmen ließen. Überraschend kam ebenso das Ende des Konzerts, da die Band mit den Konventionen der Musikbranche brach und auf ein sonst sehr gängiges Zugabe-Brimborium verzichtete. Das heiß geliebte „Oft gefragt“ würde also, genau wie angekündigt, der letzte Song sein und einen mehr als gelungenen Abend ausklingen lassen, an dem die bodenständige Band von ständigem Jubel der Fans begleitet war und es Sänger Henning May außerdem gelang, mit Besonderheiten in Gesang und Melodieführung ein im Vergleich zur Platte einzigartiges und unvergessliches Hörerlebnis zu schaffen. (Beitragsbild von Martin Lamberty)

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