Die Heiterkeit: Was passiert ist

Die Heiterkeit rbf16 von Gérard Otremba

Majestätisch und erhaben: Stella Sommers Band Die Heiterkeit glänzt mit elf neuen Songs

Man kann es natürlich offen aussprechen. Alles, was Stella Sommer anfasst, wird zu Gold. Jedenfalls musiktechnisch. Die Karriere ihrer Hamburger Band Die Heiterkeit kulminierte im Sommer 2016 im Wunderwerk „Pop & Tod I+II“, dem dritten Album der von Stella Sommer 2010 mitbegründeten Formation. So viel Grandezza und Erhabenheit war selten im deutschen Pop-Zirkus. Erst im August veröffentlichte Sängerin, Songwriterin und Gitarristin Stella Sommer mit „13 Kinds Of Happiness“ ein schwermütiges Soloalbum und nun folgt mit „Was passiert ist“ das vierte Die Heiterkeit-Album.

Eine Einsamkeitshymne von Die Heiterkeit

Stella Sommer führte in Eigenregie durch das Album, nahm fast alle Instrumente selbst auf, den Bass steuerte Produzent Moses Schneider bei, die Schlagzeugparts Philipp Wulf. Die Gitarre spielt eine völlig untergeordnete Rolle auf diesem Album, stattdessen bestimmen Piano und Keyboards den Sound von „Was passiert ist“, das mit dem hier bereits als Song des Tages vorgestellten Titeltrack beginnt. Und da ist sie wieder, die Erhabenheit und Sommers majestätisch-unterkühlter, doch immer trostspendender Gesang sowie eine gravitätische Posaune von Jérôme Bugnon (Seeed). An die Seite der Erhabenheit rückt noch spielerische Leichtigkeit und der Drang zum schillernden Pop. Ein perfekter Albumeinstieg, bevor es mit der innig-entrückten Pianoballade „Im Fluss“ weitergeht. Elegant-großspurige Keyboardflächen begleiten Sommers Gesang durch „Das Mädchen“, während die zeitanalytische Einsamkeitshymne „Das Wort“ („Man nennt es einsam / Das Wort dafür ist einsam“) mit Aplomb und wirbelnden Beats Einzug hält.

Edler Indie-Pop und die Düsternis eines Nick Cave

Einsamkeit und Desillusionierung sind vorherrschende Themen in Stella Sommers Texten auf „Was passiert ist“. „Ich sehe dich am liebsten als Bild auf Instagram / Was wir voneinander wissen, wissen wir nicht ganz“, heißt es im getragenen „Ich sehe dich am liebsten“. Vereinsamung im modernen digitalen Zeitalter, funktioniert scheinbar auch ganz gut mit Social Media. „Wie finden wir uns“ gleitet würdevoll durch Raum und Zeit, zum edlen Indie-Pop neigen Die Heiterkeit bei „Jeder Tag ist ein kleines Jahrhundert“ und ordentlich Gas gibt die Band in „Ein alter Traum“. Ganz zum Schluss jedoch reicht Sommers Arrangement von „Die Sterne am Himmel“ an die Düsternis und Dramatik eines Nick Cave. Und wieder einmal hat uns Stella Sommer mühelos um den Finger gewickelt und mit Die Heiterkeit eine zauberhafte Platte aufgenommen.

„Was passiert ist“ von Die Heiterkeit erscheint am 01.03.2019 bei Buback Tonträger (Beitragsbild von Gérard Otremba).

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