Hozier live in Berlin 2018 – Konzertreview

Hozier by Edward Cooke

Ein entspannter Hozier begeistert mit einem zweistündigen Konzert in Berlin

Andrew Hozier-Byrne ist Fans seines Irish-Blues-Folk seit dem ersten großen Erfolg 2013/2014 mit seiner Debütsingle „Take Me To Church“ schlicht als Hozier bekannt. Erst kürzlich veröffentlichte er eine EP mit vier neuen Songs, der letzte Woche ein weiterer Song nachfolgte. „Movementwird im dazugehörigen Video von niemand Geringerem als dem einstigen Wunderkind und enfant terrible der internationalen Ballettszene, Sergeij Polunin, kongenial in Szene gesetzt. Die vier Songs der kürzlich erschienenen EP, Nina Cried Power, machen deutlich: Hozier kann  nicht nur an den Erfolg seines Debütalbums anknüpfen, er übertrifft ihn.

Die neue Berliner Verti Music Hall

Derzeit ist Hozier auf Tournee und machte am Freitag, 23.11.2018, Station in der fast nagelneuen Verti Music Hall in Berlin. Ein Spielort, der über eine hervorragende Akustik – zumindest bei diesem Konzert – verfügt. Die lauten, kräftigen Gitarrenklänge, die hervorragenden Backgroundsängerinnen, die Band und nicht zuletzt Hoziers ausdrucksstarke variable stimmliche Range kamen, trotz der Lautstärke und der damit verbundenen Wucht, klar und deutlich zur Geltung. Kein Einheitsbrei, sondern kräftige, rhythmisch herausragende, komplexe und vielschichtige Songs erreichten mühelos ein begeistertes Publikum.

Ein spielfreudiger und entspannter Hozier

Apropos Publikum: Bereits  das bloße Erscheinen der Künstler auf der Bühne ließ die Klappsitze, die die Halle überraschenderweise komplett ausfüllten, fast durchweg nach oben schnellen. Ein Umstand, den der sympathische Sänger mit den Worten „I appreciate it very much that you obviously consider the seats as a mere proposal“ würdigte. Spielfreudig, entspannt, mit einer hervorragenden Band im Hintergrund, hatte er das Publikum von Anfang an auf seiner Seite. Auch die Vorband Saint Sister, mit ihrem Sound an Feists Metals erinnernd, passte wunderbar ins musikalische Grundkonzept.

Politisch motivierte und traditionell verwurzelte Musik

Blues, gerade in seiner abgründigen Spielart, die (unerfüllte) Leidenschaften und Sehnsüchte durch die ausgeprägte stimmliche Variabilität Hoziers quasi physisch greifbar, gepaart mit einem Grundverständnis von Musik, das politisch motiviert und traditionell verwurzelt ist, dazu noch rockige, kraftvolle Gitarren und ausgefeilte, teils poetische Lyrics bereiteten dem Publikum über gute zwei Stunden ein Fest. Egal ob „Jackie And Wilson“, „Someone New“, „From Eden“, „To Be Alone“, „Cherry Wine“, ob alleine oder mit Band performed – das Publikum begleitete textfest und freudig.

Noch zwei Zugaben

Auch die erst vor kurzem veröffentlichten Songs scheinen bereits etabliert und so verwundert es nicht, dass das Berliner Publikum sich trotz fast schon abgebauter Instrumente zwei Zugaben („Say My Name“ von Destiny‘s Child in einer lässigen Hozier-Version und „Work Song“) erjubelte. Ein Trost für das zu schnell vergangene Highlight bleibt: Die neue Scheibe wird bald erscheinen und dann kommt auch Hozier wieder zurück nach Berlin.

Am 30.11.2018 ist Hozier in Hamburg zu sehen – erstaunlicherweise gibt es noch ein paar wenige Karten. (Beitragsbild von Edward Cooke)

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