Get Well Soon: The Horror – Album Review

Get Well Soon Albumcover Caroline

Konstantin Gropper verarbeitet Alpträume mit orchestraler Vielfalt

The Horror ist das fünfte Studioalbum von Get Well Soon und Komponist und Multiinstrumentalist Konstantin Gropper setzt ganz und gar auf Orchestrierung. Es ist zwar immer noch Pop, der Gropper fasziniert, und immer noch Pop, der am Ende von The Horror steht. Doch von den vergleichsweise leichtfüßigen Arrangements des Vorgängerwerkes Love verabschiedet sich Gropper immer mehr und schaut auf die dunkle Seite des Lebens. The Horror versammelt zwölf neue Songs Get Well Soon-Songs, die von Groppers persönlichen Alpträumen inspiriert sind. Zum Schönklang gesellt sich so zwangsläufig das Zerstörte, das Abgründige, die Angst.

Get Well Soon Albumcover CarolineGropper schockiert zu Beginn mit „Future Ruins Pt. 2“, ein sechsminütiges, cineastisch anmutendes, wehklagendes Requiem über die Kriegsschauplätze dieser Welt, in dem die tunesische Sängerin Ghali Benali das arabische Stück „Lama Bada Yathatanna“ interpretiert. Getrauert wird allenthalben auf The Horror, aber das auch mit Lust, Wonne und Bombast. Dass die Filmmusik aus den 50er- und 60er-Jahren für Konstantin Gropper als großer Anhaltspunkt für viele seiner neuen Kompositionen Pate stand, ist im wehmütigen wie dramatischen Titeltrack „The Horror“ deutlich spürbar, wenn den schwermütigen Streichern und Groppers melancholischer Crooner-Stimme plötzlich die mächtige Orchester-Opulenz entgegenschmettert wird, der nicht ohne kakophonische Auswüchse bleibt.

In „Martyrs“ meint man, das Electric Light Orchestra in der Zukunft zu begegnen, während „Nightmare No. 1 (Collapse)“ vor Anmut vergeht, die lediglich durch einen kleinen Free-Jazz-Part gestört wird. Traum und Alptraum liegen bei Get Well Soon nah beieinander, wie auch „Nightmare No. 2 (Dinner At Carinhall)“ beweist, zu dem Sam Vance-Law die Backing Vocals beiträgt. Im nervös-melodischen „Nightjogging“ übernimmt dann Kat Frankie die Gastrolle und sorgt mit ihrem Sprechgesang für eine weitergehende düstere Atmosphäre. Diverse Freiluftaufnahmen fügen sich nahtlos in den elegischen Reigen von Groppers neuen Stücken, die zwischen Großes Kino und Kammerpop changieren, mal schwelgerisch, mal sinister-verhalten, mal poppig-bunt. Und zu einem alptraumhaften Großwerk gehört eine Spur Größenwahn einfach dazu.

„The Horror“ von Get Well Soon erscheint am 08.06.2018 bei Caroline (Beitragsbild: Albumcover).

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