John Prine: The Tree Of Forgiveness – Album Review

John Prine Pressefoto Credit Oh Boy Records

John Prine überzeugt mit einem optimistischen Alterswerk und stellt sich den Himmel vor

Während des Entstehungsprozesses seines neuen Albums The Tree Of Forgiveness sagte John Prine, es werde wohl sein letztes sein. Man mag es ihm nicht verdenken, Prines Gesundheit hat in den letzten Jahren arg gelitten. Der 71-jährige, in Illinois aufgewachsene Songwriter musste bereits zwei Krebsoperationen über sich ergehen lassen, er gab nach der ersten Diagnose vor zwanzig Jahren das geliebte Rauchen auf, aber seinen Humor hat sich dieser großartige Songschreiber bewahrt. Im letzten Song von The Tree Of Forgiveness malt sich John Prine aus, wie es denn dann im Himmel wäre. Und nebst Gründung einer Rock’n’Roll-Band stellt er sich vor, eine neun Meilen lange Zigarette zu rauchen, schließlich gäbe es im Himmel keine Krebserkrankungen, so Prines Ausgangsüberlegung zum Song „When I Get To Heaven“.

John Prine The Tree Of Forgiveness Albumcover Oh Boy RecordsDie Strophen singt, bzw. spricht Prine mit tiefer Grummelstimme, der Refrain hingegen wird im ausgelassenen Honky-Tonk-Bar-Modus mit einigen Mitmusikern geschmettert. Wir bestimmt lustig mit John Prine im Himmel, jedoch wünschen wir ihm in der Hoffnung auf weitere so gute Alben wie The Tree Of Forgiveness natürlich noch ein langes Leben. Die zehn Songs auf The Tree Of Forgiveness sind Prines erste neue Eigenkompositionen seit dem mit einem Grammy bedachten 2005er-Album Fair And Square. In Nashville von Dave Cobb produziert, standen Prine befreundete Musiker wie Sturgill Simpson, Jason Isbell, Brandi Carlile und Amanda Shires sowie Pat Mclaughlin als Co-Songwriter zur Seite. Auch der umtriebige Dan Auerbach half bei zwei Songs („Caravan Of Fools“, „Boundless Love“) mit.

Es sind zehn ausgezeichnete Songwriter-Country-Folk-Songs auf dem Album versammelt. Das ältere, noch mit Phil Spector geschriebene „God Only Knows“, wird vergleichsweise opulent aufgetischt, während die beiden herzzerreißenden Balladen „I Have Met My Love Today“ und „Summer’s End“ wahrlich zu Tränen rühren. Herrlich auch „Egg & Daughter Nite, Lincoln Nebraska, 1697 (Crazy Bone)“, wo Prine einen lässigen Country-Swing zwischen Johnny Cash und Townes Van Zandt findet und die Orgel im Hintergrund ähnlich schön zur Geltung kommt wie im getragenen und überragenden „Lonesome Friends Of Science“.

Die sparsamen und edlen Arrangements machen „No Ordinary Blue“ und „Boundless Love“ ebenfalls zu Sahnestückchen von Prines gepflegten Songwritings. John Prines durchaus bissiger Humor kommt bereits im Opener „Knockin‘ On Your Screen Door“ zum Vorschein, wenn er aus der Perspektive eines verlassenen und finanziell in die Bredouille geratenen Mannes textet. John Prine hat sich trotz Rückschlägen und nach fünfzig auf den Bühnen dieser Welt mit seinem neuen Album The Tree Of Forgiveness den Optimismus bewahrt. Ein starkes Alterswerk.

„The Tree Of Forgiveness“ von John Prine erscheint am 13.04.2018 bei Oh Boy Records / Thirty Tigers (Beitragsbild: John Prine, Credit: Oh Boy Records).

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