Alice Merton live in Hamburg 2018 – Konzertreview

Alice Merton live in Hamburg 2018 Mojo Club

Alice Merton hat den unwiderstehlichen Groove

Manchmal reicht ein einziger Song. Alice Merton gelang 2017 mit „No Roots“ der große Durchbruch und bevor der Hype um diesen Song aufgrund der Verwendung in einem Fernsehspot eines bekannten Mobilfunkanbieters so richtig begann und den Song auf Platz 2 in die deutschen Single-Charts katapultierte, hatte Sounds & Books eine gewisse Vorahnung und präsentierte seinen Leserinnen und Lesern den zukünftigen Hit bereits am 15.01.2017 als Song des Tages. Der Rest ist Geschichte. Alice Merton hat bisher lediglich die dazugehörige, gleichnamige EP veröffentlicht, aber den Mojo Club auf der Reeperbahn bekommt sie am 22.02.2018 mühelos ausverkauft.

Die Fans liegen der 24-jährigen, in Deutschland geborenen und in mehreren Ländern aufgewachsenen Alice Merton bereits jetzt zu Füßen. Auf den bekannten Chartbreaker müssen sie sich zwar bis kurz vor Ende des Konzertes gedulden, aber die anderen Merton-Kompositionen  sind nun auch nicht von schlechten Eltern, ganz im Gegenteil. Nachdem der irische Songwriter Sion Hill, der letztes Jahr mit dem bemerkenswerten Album Elephant debütierte,  das Publikum mit einem sympathischen Akustik-Set auf Betriebstemperatur brachte, betritt Alice Merton kurz vor 21 Uhr mit ihrer dreiköpfigen Herrenband (Gitarre, Schlagzeug, Keyboard) die Bühne des Mojo Club und beginnt den Abend mit „Hit The Ground Running“, der zweiten Single aus der No Roots-EP.

Die zierliche junge Frau hat definitiv ein Händchen für den richtigen Groove. Der kann fordernd und stampfend wie bei „Hit The Ground Running“ sein, mächtig rocken wie bei „Learn To Live“, oder im funky Disco-Pop-Gewand wie bei „Trouble In Paradise“ daherkommen. R&B und Soul hat Alice Merton selbstverständlich ebenfalls verinnerlicht und sie hat das Drama parat („Jealousy“). Neben Mertons großartiger Stimme, die manchmal fast manieriert alle Höhen und Tiefen meistert, muss man ihre Bühnenpräsenz herausheben.

Obwohl sie mit jugendlichem Charme ihre Gefühlsüberwältigung ob des großen Erfolges nicht verhehlen kann, hat sie die Fans im Griff, zeigt sich einerseits locker, natürlich und ungezwungen, verfügt aber andererseits schon über genug Glamour und Grandezza, um bald in noch größeren Clubs und Hallen so zu begeistern wie im Mojo Club. Mit „Back To Berlin“ und „PCH“ befinden sich zwei berührende Balladen im Programm und mit dem nun allseits bekannten und schmissigen Gitarrenriff von „No Roots“ biegt Merton mit ihrer Band auf die Zielgerade des Konzertes, das mit der Zugabe „Why So Serious?“ endet, einem ganz neuen Song, der zu Pop-Hymne avancieren kann. Noch vor ihrer Band verlässt sie die Bühne, eine Geste der ganz Großen, zu denen Alice Merton wahrscheinlich auch bald gehört.

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