Van William: Countries – Album Review

Überbordender und sehnsüchtiger Folk-Pop auf dem Debüt-Album des südkalifornischen Songwriters

Als Mitglied der Indie-Rock-Bands Waters und Port O’Brien sammelte Van William zwar bereits erste Erfahrungen im Musikbusiness, als Solist betritt der aus dem südkalifornischen San Luis Obispo stammende Songwriter allerdings Neuland. Countries ist das Debütalbum des Ende 1984 als Van Pierszalowski geborenen Musikers, aber man merkt ihm die gewonnenen Kenntnisse der letzten gut zehn Jahren deutlich an, denn Countries könnte ein kaum besserer Einstieg in die Folk-Pop-Welt sein. Das Album glänzt sowohl durch eingängige hookreiche Melodien als auch durch introspektive, reduzierte Arrangements.

Liebeskummer scheint für Musiker immer noch ein wichtiger Antrieb zu sein, gute Songs zu schreiben. Im Falle von Van William war dies der Fall, entstand doch die Single „Revolution“, bei dem die schwedischen Folk-Pop-Schwestern von First Aid Kit reizende, bittersüße Vocals beisteuern, in der Zeit des ersten ganz großen Herzschmerzes. In Depressionen verfällt Van William dennoch nicht, nicht mal in eine Art Schwermut, viel zu beschwingt erklingt „Revolution“, mit Bläsern und „Uhuhuh“-Chören, The Lumineers für Fortgeschrittene. Bereits der Einstieg ins Album gerät mit dem überschwänglichen „Before I Found You“ entfesselt, zahlreiche „Hey“-Rufe inklusive. Diesem Furor kann man sich wahrlich schwer entziehen. Und Van William macht einfach so weiter und schüttelt die offensiv-umgarnenden Melodien scheinbar nur so aus dem Ärmel, denn „Fourth Of July“ sprudelt mit „Ohohoh“-Gesängen nur so über.

Die ganze überbordende Energie wird für „The Country“ etwas runtergeschraubt, das Ergebnis ist ein sehnsüchtiger, harmonisch-eleganter Folk-Rock-Track, der im Refrain natürlich die Hook-Keule schwingt, aber auf doch sehr romantische Art. Zur Abwechslung machen sich in „Don’t Take My Love“ schönste Folk-Noir-Einflüsse bemerkbar und für „Never Had Enough Of You“ hat Van William Neil Young, einen seiner musikalischen Helden, sehr gut studiert. Das streicherintensive „The Middle“ schön traurig, während das ebenfalls sparsam instrumentalisierte „Skyward“ am Ende im bombastischen Indie-Rock versinkt. Sehr hübsch das zärtliche „You’ll Be On My Mind“, in „Cosmic Signs“ übertreibt es Van William jedoch mit dem Gute-Laune-Straßenmusiker-Gestus. Lange böse kann man ihm nicht sein, denn das abschließende, der sanften Melancholie und Lieblichkeit verfallene „Taking Love“ zeigt William wieder als filigranen und sehnsüchtigen Barden. Und das steht ihm richtig gut.

„Countries“ von Van William erscheint am 19.01.2018 bei Fantasy Records / Universal Music (Beitragsbild: Van William by Silvia Grav).  

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