Elton John live in Hamburg 2017 – Konzertreview

 

Viel Glanz und Gloria

Ursprünglich sollte Elton John bereits am 08.07.2017 in Hamburg auftreten. Doch der geplante Einkaufsbummel von Melania Trump während des G20-Gipfels und die bekannten Folgen verhinderten den Auftritt der 70-jähigen Songwriter-Legende in der Hansestadt. In der Zwischenzeit brachte Elton John mit Diamonds ein neues Greatest Hits-Album auf den Markt und als genau das entpuppt sich auch sein Konzert am 05.12.2017 in der nahezu ausverkauften Hamburger Barclaycard-Arena. Gut 10 000 Fans bejubeln den Auftritt Johns, der am Montag noch den Tod seiner Mutter verkraften musste. Ganz Profi lässt er sein Hamburg-Konzert jedoch nicht wieder ausfallen, widmet später am Abend aber das edle „Your Song“ seiner im Alter von 92 Jahren verstorbenen Mum.

Kurz nach 19.30 Uhr betritt Elton John gemeinsam mit seiner Band, Gitarrist Davey Johnstone, Bassist Matt Bissonette, Keyboarder Kim Bullard, Schlagzeuger Nigel Olsson und John Mahon am Percussion, die Bühne und bietet in den anschließenden knapp über zwei Stunden eine perfekte Show. John verbringt die gesamte Konzertdauer hinterm Piano und hat natürlich trotzdem alles im Griff. Immer wieder steht er kurz auf, animiert die Fans, holt sich ein Schluck Wasser und weiter geht es im Programm, das mit einem euphorischen „The Bitch Is Back“ beginnt und einem eleganten, von einem Smartphone-Lichtermeer begleiteten „Candle In The Wind“ als einzige Zugabe endet.

Nach viel Tiefgang („Bennie And The Jets“), Pathos („Take Me To The Pilot“), Nostalgie („Daniel“, „I Guess That’s Why They Call It The Blues“) und Anmut („Goodbye Yellow Brick Road“), kristallisiert sich der Konzert-Mittelteil mit „Levon“, für dessen Aufführung Elton John und sein Band zu Recht Standing Ovations einheimsen, und dem darauffolgende „Rocket Man (I Think It’s Going To Be A Long, Long Time)“, das mit einem dramatischen Piano-Intro und einem ausgedehnten Outro geradezu zelebriert wird, als ultimatives Highlight des Abends. Kein Wunder, dass Elton John ausgerechnet nach diesem Song einen Blumenstrauß überreicht bekommt. In einer kurzen Ansprache beklagt er Gewaltausbrüche dieser Zeit, wie Attentate auf Weihnachtsmärkte und Konzerte, das Fehlen von „respectful leader in the world, you can believe in“ und widmet „I Want Love“ allen Menschen, die lieben und keinen Hass sähen.

Spätestens ab „I’m Stil Standing“ ist dann aber Party angesagt. Der Endspurt mit den enthusiastischen „Crocodile Rock“ (das „Lalalalala“ ist Elton John mittlerweile wohl zu hoch, das lässt er mal schön die begeisterten Fans singen), „Your Sister Can‘t Twist (But She Can Rock’n’Roll)“ und „Saturday Night’s Alright (For Fighting)“. Elton John verbreitet wahrlich sehr viel Glanz und Gloria. Vor „Candle In The Wind“ schreibt er noch ein paar Autogramme für die erste Reihe, kündigt für das nächste Jahr eine Tour-Pause an und verspricht, danach wiederzukommen. Ein guter Vorsatz für die Zukunft, mehr Elton John-Konzerte und weniger G20-Gipfel in Hamburg.

(Beitragsbild: Stefan Malzkorn)

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