The War On Drugs live in Hamburg 2017 – Konzertreview

 

All diese epischen Songs

Fünfzehn, um genau zu sein. So viele bringen The War On Drugs während ihres zweistündigen Konzertes am 21.11.2017 in Hamburg unter. In der ausverkauften Großen Freiheit 36 betritt das Sextett um Sänger, Gitarrist und Songwriter Adam Granduciel pünktlich um 21 Uhr die Bühne, nachdem die kanadische Folk-Rock-Band The Barr Brothers als Support-Act einen wesentlich rockigeren Eindruck als vor drei Jahren in der Prinzenbar hinterließ. Die Harfe war im Vergleich nur selten herauszuhören, Spaß machte der Auftritt trotzdem.

Vom ersten Augenblick des Konzertes fahren The War On Drugs das große Geschirr auf. Bereits der Opener „In Chains“ ist nichts anderes als überwältigender Stadionrock, für dessen Sound teilweise drei Keyboards herhalten müssen. Obwohl in Opulenz badend, bleibt die Melancholie des Songs auch live erhalten. Die Setlist setzt sich größtenteils aus Stücken der letzten beiden Alben zusammen, davon sieben vom aktuellen, im August veröffentlichten A Deeper Understanding. Darunter ein traumhaft schönes, schwebendes „Pain“ und ein superb vorwärtspeitschendes „Nothing To Find“. Kaum ein Song kommt ohne Granduciels Gitarrensoli aus, und wenn mal nicht drei Keyboards zum Bombast ansetzen, dann ertönen Piano, Saxophon, Trompete oder eine Harp.

Man fühlt sich unweigerlich an eine Mischung aus Bruce Springsteen und Tom Petty erinnert, mal mit U2-Verweisen in „Come To The City“, mal mit Bob Dylan-Anleihen bei „In Reverse“. Alle vereint sind sie in der abschließenden, zauberhaften Zugabe „Eyes To The Wind“. Sind „Baby Missiles“, „An Ocean In Between The Waves“ und „Red Eyes“ bereits große schwelgerische Momente des The War On Drugs-Konzerts, so ist die Aneinanderreihung von „Thinking Of A Place“, „Holding On“ und „Under The Pressure“ fast schon inkommensurabel. Auf fast 40 Minuten dehnen Adam Granduciel, Robbie Bennet (Piano, Keyboard), Jon Natchez (Keyboard, Saxophon, Trompete), Charlie Hall (Schlagzeug), Dave Hartley (Bass) und Anthony LaMarca (Gitarren, Keyboard) jene epischen wie epochalen Songs und in jeder Minute wird man entweder weggeblasen oder steht staunend vor dieser Wall-Of-Sound.

Mit dem Album A Deeper Understanding sind The War On Drugs in vordere Chartpositionen eingedrungen, für einen Single-Hit sind die potentiellen Songkandidaten schlicht zu lang und (noch) ohne catchy Refrain. Vielleicht will Adam Granduciel aber auch gar keine Single-Hits. Nötig hat er sie nicht, seine atmosphärischen Epen sind mächtig und gut. Auf Platte, und live wie beim Konzert in Hamburg erst recht. Starker Auftritt.

(Beitragsbild: Dustin Condren)

Kommentare

  • <cite class="fn">Torsten</cite>

    Leider die Barr Brothers fast (bis auf das letzte Stück)verpasst wg Zugverspaetung, aber War on Drugs waren grandios!

  • <cite class="fn">Susanne Kruse</cite>

    Großartiges Konzert! Und die Barr Brothers sollten demnächst unbedingt noch mal nach Hamburg kommen…

Kommentar schreiben