Taylor Swift: Reputation – Album Review

 

Die alte Taylor Swift lebt, ist aber nicht mehr allein

„I’m sorry, the old Taylor can’t come to the phone right now. Why? Oh, ‚cause she’s dead!“ Als Taylor Swift im August die erste Single ihres sechsten Studio-Albums veröffentlichte, blieben diese Sätze besonders in den Köpfen der Fans hängen. „Look what you made me do“ klang überhaupt nicht mehr nach der bekannten Swift und auch thematisch wichen Liebesgeschichten den Medienkonflikten und Streitereien mit Kollegen. Mit dem Release von „Reputation“ können die Fans etwas durchatmen, denn ganz verschwunden sind weder die Liebeslieder noch der bekannter Swift-Sound. Die alte Taylor Swift ist weniger tot, als dass sie einfach neue Facetten von sich zeigt.

Sounds & Books_Taylor Swift_Reputation_Cover„Reputation“ ist Taylor Swifts modernstes und zugleich dreckigstes Album. Immer wieder verwenden sie und ihr Team um Hit-Produzent Martin Max trap-beeinflusste Drums und raue Distortion-Effekte. Mit Ausnahme eines Songs ist von den typisch instrumentalen Acoustic-Liedern aus Taylor Swifts ersten Jahren nichts mehr übrig geblieben. Ein bisschen hat sie sich der Hip-Hop-Übermacht in den Charts hingegeben und dabei doch die Oberhand behalten. Schon der zweite Titel „End Game“ ist mit Rap-Features von Future und Ed Sheeran fast mehr ein poppiger Rap-Song mit Swift-Hook, als klassischer Pop. Über den Rest des Albums führt uns „Reputation“ dann aber wie eine kleine Pop-Masterclass vor, wie sich Ohrwurm-Hooks mit modernen Sounds verbinden lassen und so in Reihe Hits wie „… Ready for it!“, „Gorgeous“ oder „Getaway Car“ entstehen.

Auch wenn viele Hip-Hop-Elemente verwendet werden, ist das eigentlich Beeindruckende an Taylor Swifts neustem Album, dass der Höhepunkt der West-Swift-Fehde fast der süßeste Song auf „Reputation“ ist. Wieso sollte sie an der Stelle auch in Kanye Wests Heimat wildern? Taylor Swift weiß, dass sie als Queen of Pop ihren Disstrack „This Is Why We Can’t Have Nice Things“ am besten als eingängige Pop-Nummer mit Musical-Referenzen aufzieht. Dass sie nach dem engelsgleichen „forgiveness is a nice thing“ in ein lachendes „Ha, I can’t even say it with a straight face“ ausbricht, gibt dem Gegenüber den Rest. Dafür braucht es auch keine düsteren Beats.

Sowieso inszeniert sich Taylor Swift auf „Reputation“ nicht als Engel, sondern immer wieder als der Bösewicht ihrer eigenen Geschichte – selbstbestimmt, stark und auch mal ein schlechter Einfluss. Anders als manche nach der Debüt-Single erwartet haben, übernimmt sie Verantwortung und schiebt nicht alle schlechten Eigenschaften nur „auf die Medien“. So viele neue Einflüsse in Taylor Swifts neuem Album zusammengeworfen werden und so viele neue Facetten sie zeigt, steht am Ende doch wieder die alte Taylor Swift vor einem. Mit „New Year’s Day“ liefert sie zum Abschluss noch eine klassische Klavierballade mit leichtem Country-Einschuss. Auch dieses Fach beherrscht sie noch tadellos. So lässt sich Taylor Swift jede Tür offen, wohin es mit Album Nummer sieben irgendwann gehen wird.

„Reputation“ von Taylor Swift erschien am 10.11.2017 bei Big Machine Records / Universal Music.

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